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Klemens von Alexandria: Das Dionysoskind

Poetik / Philosophie > Glossen
Klemens von Alexandria
Protreptikos (Ermunterung zur Philosophie) 13, 3


„Die Mysterien des Dionysos sind von einem rohen, wilden Charakter. Er war noch ein Kind, und die Kureten tanzten um ihn herum in kriegsartiger Bewegung, als die Titanen verstohlen herbeizogen. Zuerst täuschten sie ihn mit kindlichen Spielsachen, und dann zerrissen sie ihn – eben genau diese Titanen – in Stücke, obwohl er noch ein Säugling war. Orpheus aus Thrakien, der Dichter der Initiation, spricht von

                  Kreisel, Rad und Gliederpuppe, mit schöner Frucht
                  aus Gold von den hellstimmigen Hesperiden.

Und es ist der Mühe wert, die wertlosen Symbole dieses Ritus anzuführen, damit die Verdammnis darüber erregt wird: der Würfel (aus Knöchelbein), der Ball, der Kreisel, Äpfel, das Schwirrholz (Rad), Spiegel, Wolle (Vlies, Flausch, Schurwolle vom Schaf)! Nun machte sich Athena mit dem Herzen des Dionysos davon und erhielt den Namen Pallas (Zitternde, Schwingende) durch sein klopfendes Pochen. Aber die Titanen, die ihn in Stücke rissen, setzten einen Kessel auf einen Dreifuß, warfen die Glieder des Dionysos zuerst hinein und kochten sie gar. Dann, mit Bratspießen durchstochen, hielten sie sie über Hephaistos (das Feuer). Später dann erschien Zeus. Vielleicht weil er als Gott den Dampf des schmorenden Fleisches riechen konnte, denn eure Götter schreiben ja vor, dass „sie so ihren Anteil (am Opfer) erhalten.“ Er sucht die Titanen mit Donner heim und übergibt die Glieder des Dionysos seinem Sohn Apollon zum Begraben. Zeus gehorsam, bringt er die verstümmelten Glieder zum Parnass und bettet sie dort zur Ruhe.“


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