Klaus F. Schneider: Kommentar zu Jan Kuhlbrodt: "Zur Kritik"
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Klaus F. Schneider
Kommentar zu Jan Kuhlbrodts "Zur Kritik"
"Nur dass sich die „anbefohlene Norm“ verschoben hat. Sie kommt nicht mehr von außen, wird nicht von Kunstwärtern befohlen. Vielleicht könnte man sagen, dass die gegenwärtige Norm eine Normlosigkeit sei, bzw. dass das Kunstwerk sich heute seine Norm selbst formuliert. " (Jan Kuhlbrodt)
Gibt es
diese Kunstwärter denn tatsächlich nicht mehr? Zwar nicht mehr so, im
traditionellen Sinne, (und vor allem auch deshalb nicht mehr, weil der Betrieb,
die beteiligten Printmedien in erster Linie, keinen Wert mehr darauf legen, sie
outgesourct … gefreelanced haben oder ganz eingestellt?) aber vielleicht doch
als äquivalente Faktoren und Instanz? Ich meine damit: nicht mehr primär als
Literaturkritikergilde, sondern in der Gestalt und Zitierstärke von Literaturtheoretikern
(vorwiegend ohne *innen), und ihren Transformatoren und
Transmissionsorganismen, das Fußnotenvolk sozusagen, wie z.B. die
Lit.Wiss.*innen?
Nicht als
„Wärter“, die im Nachhinein das Einhalten von Normen, Vorgaben und von
akzeptierten Traditionssegmenten sowie
deren Anverwandlungen überwachen, sondern als Autorität, die die Parameter,
Akzeptanzregister und auch Wirkungsfelder (siehe „Kraftfelder“) vorbestimmt und
vorgibt?
Die
sich sowohl auf das Bewusstsein und die konzeptuell-methodisch-stilistische
Un/Freiheit von Kunst-machenden Individuen (hier bin ich etwas aufgeschmissen,
welche Begriffe & welche Schreibweise am besten zu verwenden sind!)
auswirken, wie auch auf die Rezeptionskriterien und damit das jeweils
vorherrschende Erfolgs-Koordinatensystem bestimmen.
DENN: wie
und woher formulierte sich ein Kunstwerk von sich heraus die eigenen Normen?
Das
Kunstwerk, was ist es? Keine Kopfgeburt? Elaborat oder in manchen Fällen auch
Auswurf eines Individuums (als Mischung und Zusammenspiel zufällig gegebener
Voraussetzungen und aus seinem Zugang zu den vorhandenen konkurrierenden
objektiven Bildungs-, Wissens- und kulturell konstitutiven Faktoren und
Disziplinen), so dass mir in diesem Fall die Metonymie „Kunstwerk“ als wenn
auch gängiger, aber nicht besonders glücklich gewählter Signifikant erscheint!
Woher und
wie also gibt sich ein Kunstwerk von sich aus Normen?
Als bzw.
über eine evo- oder revolutionäre ästhetische (immer jeweils neu formatierte)
Tabula rasa?
Verhält es sich wirklich so anders, was Auswirkungen
und Einflussmechanismen in Sachen Normgebung betrifft, oder handelt es sich doch
eher um andere richtungsweisende Vorgänge, etwa von Protagonisten?
Wenn es
tatsächlich so wäre, „dass das Kunstwerk sich heute seine Norm selbst
formuliert“, hätten wir damit nicht ähnliche, wenn nicht sogar gleiche
Generations- / Generierungsprozesse wie die, für die Timo Brandt plädiert?
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