Asmus Trautsch: 4 Gedichte

Asmus Trautsch

4 Gedichte

Percussion


Wir verwandeln das Vaterland auf gut französisch
in ein drum set und hetzen die Pronomen auf
Becken und Felle, schlagen ihnen was zu und
ab – wi wird enharmonisch aber zu we,
ein Besen für die sinnige Hydra! Noch mal
drüberfegen, wie das schnarrt: www....
Zum du jedoch you'll add a d as in dead (rimshot),
dude. Ich/Ihr: ein Wirbel in die Ekelerregendes
verlängernde Enge. Der Beat wird ausgeschlagen,
flektiere durchs Kissen, küsse die fleckigen Tiere,
singe ihre Namen. Denn die Ersatzlaute lösen sich
leicht in den inneren Marschbefehl wie auf wiehernden
Herden oder versüßen das Schaukeln um die Null
der Nationalcouch, mal rot, mal schwarz, you dye it.
Nach dem rollenden r an der Mündung (Geweähr)
bleibt immer unter den aufrecht wippenden Klang-
farben übrig: sie. Kurz und rein geschlagen wie
ein halbes es – ssssss – die andern als Schlangen.

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Aller Zeiten


Als es sechs schlug, fing es an: das Summen ohne Frequenz,
so leise wie böse. Ich setzte Reis auf, löste mein Haar, stieg
Leitern hoch, es drang weiter. Meine Wohnung nahm an Hitze zu,
eine Glocke, die ins Meer mit jedem Meter hart und härter sank.
Das Geräusch wurde immer zuer. Ohne Sender kein Empfänger,
hoffte ich, aber der Überallhall hatte längere Hebel, die Fenster
schlossen, vibrierende Spiegel. Ich wurde,  je öfter ich wurde, zum
wirren Faden um meinen Namen. Stechen, Hetze, Gräte im Nerv.
Alles barst, dieser Filz gurrte, Dröhnen, tobende Treppen. Schließ-
lich öffnete ich ein Buch und 801 Seiten schossen mir entgegen
durch mein Ohr wieder zurück in das gedehnte Reißen, die Rücken
sämtlicher Bände brachen, fetzendes Blättern, Satzsturm, die Glieder
entsetzt: ein beißend heimisches Heulen aus tosenden Dichter-
stadien ohne Türme oder Keller immer schärfer und dumpfer
die Shoutcloud spitzte sich und doch rannte alles auseinander zu
einem noch nie gehört grau-rauen Kau-Laut--- an Entkommen
war nicht zu denken die Haut schon auf zitternd zählte ich zurück
bis hinter die Milchzähne zurück zählte ich zählte nicht zähle O

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Whiskey marsch!


Schau, Haut, die tropische Pelzmütze rückt näher, stellt sich vor, sie suche Namen,
folgende und fliehende. Seit langem sei sie auf mich gestoßen. Dao, Deo, das
ganze Programm. Da liegt eine Verwechslung vor, tackert mein Kehlkopf, sicher.
Mein Selbstbewu? Außer Haus. Nein, keine Ahnung, wann der wiederkommt.
Ob ich denn stimme? Ja, die bin ich, und hier: unser Haar. Ein Habichtverkäufer
drängt vorbei: Fliegen gratis, wenn Sie fallbereit sind. Die Dame nickt geschwind
und verdoppelt ihre Bissigkeit. Ein Regen platscht Modell, fein vernommen, Applaus!
Alle um uns stolzieren, auch wenn sie hängen. Hell sind die, Donnerwetter.
Ich zähle die Streichhölzer, die uns bleiben, bis das Ich wieder auf den Schalter
kommt. Jedes erhält einen Namen je nach Test oder Trost. Wir, die Haut und ich,
werden gerne freigebig sein, gnädige Frau, bedienen Sie sich, noch sind genug
Hölzchen da! Der Laden wird ja auch wieder neu bestückt, ruft das Selbbewu,
war beim Friseur, glänzt. Die Hölzer brennen, die Haut meint: Whiskey marsch!

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anginae. penetrant ad viscera

    
die symptome im schriftverband, mehrfach neu gebunden seit zweitausend jahren
überleben ein paar namen die überlebenden, die toten folgen dem plural der tiere.
alle chancenlos verreckt. ist der grund nicht sichtbar, heißt er göttlich, eine schuld
hinabsteigend als letzter immunsatzgehalt. gegen ein du. gegen das kippen an

klagen. aber es waren die dümmsten bits der natur! potentia morbi. legionen
erreger stießen auf aegina unausweichlich in die blutbahn vor. bei ovid:

menschen schrumpfen: faulobst, noch kleiner: körner. körper kriegen chitin
verpasst. so laufen leichen wie buchstaben die evolution hoch, fallen,
keimen, wachsen: zu halmen, soldaten. die schreiben geschichte: gleich

(nach Ovid: Metamorphosen VII, 518-660)

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