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„Maler und Dichter haben seit jeher das Vermögen zu wagen, was immer sie wollen.“

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Wettbewerb:

Maler und Dichter haben seit jeher das Vermögen zu wagen, was immer sie wollen.“*



Aus Anlass seines zweijährigen Bestehens im Juni 2015 lobte das Signaturen-Magazin einen kleinen Lyrikpreis aus und lud dazu ein, Beiträge einzureichen: Gesucht wurden Gemeinschaftswerke zweier Autor*innen, die sich der Beschreibung eines Gemäldes oder Kunstwerkes widmen. Die Länge und Art des Textes war offen.  Texte wurden bis inklusive 01.12.2015 angenommen.


* Horaz, Ars Poetica, V. 10: „pictoribus atque poetis quidlibet audendi semper fuit aequa potestas“ – statt V. 361: „ut pictura poeisis“ (Ein Gedicht ist wie ein Bild)

Ursula Kühn: Flammenschrift. Papierschnitt, 2002

Außer Konkurrenz:


- Susanne Rzymbowski:
Melancholie (24.08.2015)

- Hans Unverzagt:
Klaks ein Dialog (03.10.2015)

- Marlies Blauth:
die tage bücher  (12.10.2015)

- Wolfgang Wallner-F.:
(Eine wahre Geschichte) (15.11.2015)

Beiträge:

- Dirk Uwe Hansen, Tobias Roth:
Weisheitsschlot (29.04.2015)


- Marina Büttner, Erika Schwarzenberg:
Ausradiert (10.11.2015)

- Ingeborg Brenne-Markner, Karin Posth:
Der Schrei von Edvard Munch (19.11.2015)

- Astrid Nischkauer, Barbara Zeizinger:
Beim Öffnen der Augen (23.11.2015)


- Charlotte Warsen & Linus Westheuser:
Maler und Dichter haben seit jeher ein Vermögen gemacht“ (24.11.2015)

- Alexandru Bulucz, Marcus Roloff:
menage à trois (26.11.2015)

- Kathrin Bach, Adrian Kasnitz:
running up that hill (28.11.2015)

- Bruno Moeve, Rick Reuther:
save as weltschmerz (29.11.2015)

- Christian Ingenlath, Kathrin Schadt:
(fräuleinträume auf dem grund des  meeres) (30.11.2015)

- Esther Ackermann, Jasmin Jäger:
Jakob schläft (01.12.2015)

- Rüdiger Brandis, Mar Sydymanov:
Faschismus der Farben (01.12.2015)

- Eva Brunner, Sibylla Vričić Hausmann:
Kopf eines Mädchens (01.12.2015)

- Karla Reimert, Erec Schumacher:
Offshorelove – Talking Twosome No 5 (01.12.2015)

- Daniel Bayerstorfer, Nora Zapf:
Début du siècle (01.12.2015)

- Timo Brandt, Ianina Ilitcheva:
Ich schieb dir Mars rein (01.12.2015)

- Christel & Armin Steigenberger ("2fell"):
Atlas. Upcyclet (01.12.2015)

- Dennis Mizioch & David Krause:
das muster der risse (01.12.2015)

- Christiane Kiesow, Jörg Meyer:
Was ist denn das für ne Art (01.12.2015)

***

Es ist so weit: Die Jury, Annette Lux (luxbooks), Michael Gratz (Lyrikzeitung) und

Andreas Heidtmann (poetenladen), hat sich entschieden. Aus ihrer Shortlist:


Kathrin Bach
und Adrian Kasnitz
Daniel Bayerstorfer und Nora Zapf
Timo Brandt & Ianina Ilitcheva
Dennis Mizioch und David Krause
Bruno Moeve & Rick Reuther
Karla Reimert & Erec Schumacher


geht der Preis zu gleichen Teilen an  

Daniel Bayerstorfer und Nora Zapf  
sowie an
Dennis Mizioch und David Krause



Begründung:

Für die Jury keine leichte Arbeit, weil sehr viele gute Bildtexte eingereicht wurden. Das gilt keinesfalls nur für die schließlich in die Shortlist aufgenommenen Arbeiten. Unter den Einsendungen zwei unterschiedliche Gedichtarten, man kann sie monolingual versus polylingual nennen. Die einen versuchen "klassisch" eine Stimmung, einen Eindruck umzusetzen oder eben das Disparate der Versuchsanordnung – ein Bild, zwei Autoren, ein Text – in ein geschlossenes Ganzes einzuschmelzen, während die anderen prozessual vorgehen, mit mehr als einer Stimme sprechen, sich ins Wort fallen, Metasprache einbinden. Soll man das kurze geschlossene Ganze vorziehen oder den Prozeß, dem die Spuren der Versuchsanordnung eingeschrieben bleiben? Eine Probeabstimmung ergab ein Gleichgewicht von kurzen und langen Gedichten an der Spitze. Daraufhin fragten wir die Initiatoren, die anboten, statt eines Preises à € 300 zwei Preise à € 200 bereitzustellen. Bei der Endabstimmung ergab sich eine Doppelspitze aus einem kurzen und einem langen Text. Wir freuen uns, in einem spannenden Wettbewerb mit vielen hervorragenden Leistungen zwei Arbeiten auszeichnen zu können. Die Preise gehen an Daniel Bayerstorfer & Nora Zapf mit Joan Miró / Début du siècle und an Dennis Mizioch & David Krause mit René Magritte / Das Muster der Risse. Beide Arbeiten überzeugten die Jury mit schönen rhythmischen Durchläufen, die nicht den Inhalt des Bildes illustrieren, sondern sich vom Bild in Bewegung setzen lassen. Dem kurzen Gedicht von Mizioch und Krause sind die Spannungen zwischen Bild- und Textmedium nicht mehr anzusehen und auch nicht individuelle Anteile der beiden Autoren. Das lange zeigt die Spannungen und Individualitäten vor, schon graphisch markiert wird eine Bewegung zwischen Sich-ins-Wort-Fallen und etwas gemeinsam im Widerspiel Hervorbringen sicht- und hörbar. Beide surreal inspiriert, doch während das kurze Gedicht den Ausgangspunkt transzendiert zu einer "realistischen", symbolischen Gestalt, wahrt das lange die Surrealität der Bewegung. Fast scheint es, als hätte das gegenständlich-surreale Bild Magrittes ein kurzes, das abstrakte Mirós ein langes Gedicht verlangt. Zwei Richtungen zeitgenössischer Poesie, die den Bogen schlagen vom Aufbruch des vergangenen zu dem des gegenwärtigen Jahrhunderts. Enjoy!


Ganz herzlichen Dank allen Beteiligten!

Allen Autor*innen, die eingereicht und es der Jury mit ihren Texten schwer gemacht haben,
Annette Lux, Michael Gratz und Andreas Heidtmann für die gründliche, engagierte Juryarbeit

und natürlich unsere Signaturen-Glückwünsche an die beiden Preisträger-Duette!

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