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Daniel Bayerstorfer, Nora Zapf: Début du siècle

Werkstatt/Reihen > Reihen > Wettbewerb "Maler und Dichter"

                                     


Début du siècle

Joan Miró: Bleu II


Weißt du:
Wie mandelmager und unter Morphium Flugzeuge vor unsre Schuhe sanken
oder ...


Warte kurz, muss erst den Stift auf die Landkarte legen oder ihn darin finden,
in diesem unzugänglichen Gebiet. Die Flugzeuge?

wie sie an Kondensstreifen klebten wie gefangene Fliegen unter den Decken.
Wir verbanden das mit den gelben Arterien von Chopin: vom Pianisten
rotgeflüstert.


Erinnerst du dich:
wie das im 3. Monat schwangere “Ich habs leider schon wieder vergessen” mit so etwas wie Sitzreihen
kollaborieren kann.

wir suchten Zuflucht in ...

….Flüchtiges setzt sich mit dem, ...

….Dschungels Stimme...

… was durch die Rolläden kommt, ....

wo Vermisstenanzeigen, diktiert von Urwaldvögeln
bauschten, (ei!)


...und baut Armeen vom stamme haribo...

…und mein Rücken, geröntgt vom Affengeschrei,
scheußlich schmerzte, sah dabei:


Zweige, denen Minuten Grübchen unter die Knospen schnitzen;
sag, wo Birkenpilze sind, steht da auch immer ein Baum?
Es ist so eine Zeit, in der man Federbälle vergräbt, und beim Spiel läuft manchmal noch
eine Spur mit, die diesmal nicht als Ton vernehmbar ist.

Ich, jetzt mal nicht Flugzeug, hielt dennoch vom Grund aus gesehen
den Mindestabstand zu den Wolken ein.


die Regel des Spiels heißt: schwer werden. (das heißt, den anderen als Lücke
sehen, viel schräg haltend, den Boden nicht berühren)

Überall zweisprachig ragende Bäume, ich hüpfte schwerelos über die Panade
aus gefallenen Blättern, polyglotte Regenrinnen in Hirn & Rinde und Argumente
gegen das Grün als Spediteure der Vernunft und ihre Moleküle auf psychologischer Safari.


wenn der Vorhang sich bewegt, dahinter, etwas gedämpfteres Licht, dann
kann es losgehn mit der Jagd auf dieses Reden über uns. Harmonie oder Idiotie.

Ich begriff das mehr zufällig, wie das rote Auto, das sich
ungewollt in die Herbstlandschaft einfügt und verschwindet.


denn Flieder einigen sich auf die letzte Frühjahrsnote. wieder mit dabei: ein Einsatz der fehlt, ein Ruderer
stromabwärts, dahinter wähnt man Klarinetten, die meinten:

noch fünf Jahre Holozän

Vielmehr würde dieser Abgang von Schleifmaschinen Holz in Stücken aus dem Heu ziehen

Noch 100 Jahre Holozän
Bei Sturm spannten die Bergketten und Heuballen die Bauchmuskel an.


Oft wird die Richtung zu geduldig, dann windet man sich in der Zeit. Und überhaupt,
weißt du: Irren geht in Stationen, von Fixpunkt zu Robbe.

Hinter mir ging’s 1000 Meter runter und jeder Kubikmeter Luft dieser Tiefe gehörte
zu meinem Standbein.

                (Standort)


Fasst man rein, wird dieser Abgrund größer. Aber aufgepasst: was einem alles entgegenschlägt an
gegessenen Minuten. uff

Dahinter ein Äquinoktium von Licht und Linie. Und Funken entlang
meiner Sägeblatt-Taille, die, wenn sie ratterte, meine Existenz in diesem
Haus erst ermöglichte.


Will man das von vorne berichten: beim Rutschen in den Keller suchte man die Miniatur eines nicht ganz
geschlossenen Kreises, der…

… die darauf rennenden Pferde an dem unvollendeten Punkt ins Leere laufen ließ.

schön. dann rennen sie bald nicht mehr, sondern wenden sich an den Stall, an die vielen
Bürsten. und nur ein Schiff steht vor der Tür, wie eine Hirschkuh im Gang, nicht zu sehen ihr Trog.

Jede Geschichte braucht ihren weißen Wal, jedes Gedicht sein Schwarzes Loch.

Oder einen Kraken: der breitet seine Fliegen-Federn aus und
diese Augen, in denen er kniet: ihr findet ihn gut. oder saublöd. und
weicht ihn einfach auf bis er hinkt.
Sagt der Cowboy: I’d kill you, but I got poetry in me.

Sag ich:
Lavasteine lagen vor mir wie zusammengeknüllte schwarze Ritter unbekannten Ordens.


Dieses sich drehende Fallobst, scharf am Bildschirm vorbei wie damals.
Und jetzt, wie wir Schlangen in Stücken aus dem Heu ziehen bis es zündet. Warte. Etwas haben wir noch
vergessen: Die Quelle friert die Hände ein, so bleiben sie erstmal klein.

Und am Grunde der Quelle hielten Kinderfäuste
Adler-Augen umschlossen.



(Daniel Bayerstorfer, Nora Zapf: unveröffentlicht, 2015)

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