Timo Brandt: Wenig mehr und fast schon nichts
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Timo Brandt
Wenig mehr
und fast schon nichts
Im Halbschlaf huscht
die Sterblichkeit vorbei.
Dann bleibt sie doch
stehen
und presst ihre Nase an
das kalte Glas der Wünsche
und Ängste.
Der Gesang zweier
Amseln fährt eifrig
über die dünne
Wirklichkeit dieses Moments
wie ein Bügeleisen über
ein längst nicht mehr
strahlend weißes Hemd
mit umgeschlagenem
Kragen.
Eben noch Ertastetes
fest im Griff der
Vergangenheit
deren Knöchel weiß
hervortreten bei genauer
Verachtung.
Ohne den Atem anhalten
zu können hältst du inne.
Außer dir gibt es
nichts
und alles ist außer
dir, außerhalb, ausschließlich.
Im Halbschlaf kein
Verlassen der Fährte
versuchst dich als Tier
als wäre dir ein
Labyrinth bereitet. Ein Ausgang, ein
Test.
Warum hältst du an
diesem oder jenem Gedanken fest?
Nicht vergessen wo du
als letztes warst wo du
als nächstes sein
willst. Dabei vergessen dass du dort
nicht
bist.
(unveröffentlicht)