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Tim Trzaskalik. "Wer denkt abstrakt?" und andere Gedichte

Montags=Text
Foto: Mariane Romao

Tim Trzaskalik
"Wer denkt abstrakt?"
und andere Gedichte


Wer denkt abstrakt?
„[...] warum manche Gegenwartslyrik einen so umständlichen
Umgang mit der Welt pflegt. Hat sie Angst vor dem Leben?“
                                Dirk von Petersdorff, FAZ, 30. Mai 2018, S. 12

„kein geist der nicht wüsste
um die nahe historie der w:orte“
                               José F. A. Oliver, wundgewähr, Matthes &                                         Seitz Berlin 2018, S. 162


Umstände sind umständlich.
Der stand der dinge bestimmt ihren gang.
Und unsren. Ich meine deinen und meinen.
Und auch Peters im Dorf.
Im dem wir alle wohnen.
Ich meine dich und mich.
Und auch Peter im Dorf.
Der himmel schützt niemanden.
Er fällt uns auf den kopf.
Ich meine dir und mir.
Und auch Peter im Dorf.
In dem wir alle wohnen.
Ich meine dich und mich.
Und auch Peter im Dorf.
Und er tut dies nicht ästhetisch.
Weder vor noch hinter den zäunen.
(Die Handschuhe sind.)
Weder drinnen noch draußen.
Die mehr oder minder wetterfest sind.
Aber bewaldet. Mit schrecken,
die ein und ausgehen
und kritikal sind,
bevor unsere angst sie kritisiert.
(Kritik = Unterscheiden
zwischen dem stummen donner verstreut im blattwerk
und dem intrinsischen festen holz der bäume.)
Ich meine deine und meine.
Und auch Peters im Dorf.
In dem wir alle wohnen.
Ich meine dich und auch mich.
Und auch Peter im Dorf.



Spruch zur ambivalenz einer lage

Ein georgisches sprichwort sagt:
Überm kopf eines richtigen mannes
muss es qualmen –
sei es
tabak,
sei es
pulver.
Universaler:
Solang der mensch
lebt,
soll er rauchen.
So der rauch alles ist.
Und alles schall.



Fahrende Habe

                                        Für José F. A. Oliver

Et puis, et puis encore ?
(Charles Baudelaire)

Tod, alter kapitän, zeit zum ankerlichten!
Dies land uns nur öde, tod! Auf! Und leinen los!
Wo Himmel und Meer schwarz sind wie tinte, dein floß,
erfüllt unsre herzen, du kennst sie, ein Dichten!

Gib uns deine gifte, damit sie uns stärken!
Wir wollen, so uns im hirn feuert die wunde,
tauchen im schlunde nach höllen-, nach himmelswerken,
neu zu finden Gewähr dem unbekannten grunde.
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