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Slata Roschal: Drei Gedichte

Montags=Text

Slata Roschal
Drei Gedichte

Schwerin

Alle Dinge haben ihre Plätze
Schränke Stuhlbezüge Silberfädenlappen
Ich versuche mich den Plätzen zuzuordnen
Einen Fixpunkt auf dem Esstisch zu behalten
Muttermale auf den Armen abzuzählen
Öfter und erfolgreicher zu denken
Jeder hier ist Teil des Ganzen
Meidet Blicke gähnt verhandelt seine Tage
Wischt mit Küchentüchern seine Spucke
Von dem kleinen Badezimmerspiegel
Ist die Freude groß ins Außen auszuwandern
Sonderkonditionen zu erfahren
Vater ist ein dürres Huhn
Dem Mutter Tag für Tag die Federn rupft
Drei der Dinge bleiben unverständlich
1. Antibakterielle Silberfäden
2. Ungeschminkte Wimpern
3. Ist es ratsam beim gemeinschaftlichen Beten
   Einen Fixpunkt auf dem Esstisch zu behalten


***

Die Verrätselung der eigenen Person
Begann hinter der Glaswand einer Dusche
In zugewiesener Gemeinschaftsunterkunft
Und endete mit einem selbstgenähten Umhang
Und es begann ein seltsames Verleben
Der luftdurchlässige Gardinenstoff
Verblich allmählich ließ die Fäden hängen
Das Fenster blieb mit einer Decke überzogen
Was sollte Zweckentfremdung und was Selbstbehauptung sein
Was Zumutung für die Gesellschaft
Und auf der Straße brachte jemand es zustande
Zwischen der Baumwolle Pupillen zu bemerken
Dabei war es nur ein dunkles Kinderzimmer
Und Aufschrift an der Tür
Für Unbefugte Eintritt verboten
[Sie dürfen in Ausübung ihres Amtes ihr Gesicht nicht verhüllen.
Artikel 4 - Bundesgesetzblatt Jahrgang 2017 Teil I Nr. 36.]


***

Es regnete dann regnete es sehr
Keiner traute sich zum Fenster hochzuschauen
Jeder schaute sich und seine Hände an
Streichelte und wendete die Nägel
Entsprang den Umständen dem inneren Bedürfnis
Ein Gegensatz eine zweckfreie Form
Etwa ein Bauch gefüllt mit blassen Embryonen
Wir werden sie nach Straßennamen nennen
Ist dieser Ort uns groß genug
Die Schwerelosigkeit begann
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