Lutz Steinbrück: Stadt im Koma
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Lutz Steinbrück
Stadt im Koma
meine Freunde hatten Staub angesetzt
was ihnen nicht auffiel
ihre Gesichter zerflossene
Spiegelungen aus Lichtern
schwamm durch nassen Asphalt
ich als Ameise getarnt
suchte den Hügel im Garten
einen urbanen Kern
mein Bett war verschwunden
kalt und zu groß
stellt' ichs mir vor
mit zerbrechlichen Beinchen
bis ich reingewachsen bin
sind Bett und Stadt umrundet
einer unter vielen Toten
erstarrt nur scheinbar
die Familien aufgestellt
der Himmel hält dicht
lacht in sich rein
bläht auf pustet neue Wolken
bedeckt wie eine Zunge
seine Stadt am Meer
in der ich wachsen wollte
aus Nebel und Schmerz
gelüftet die leichthändigen
Krankenhausdecken sahen aus
als hätten ihre Bewohner
Stop-Essen gespielt und das „Weiter“ vergessen