Katharina Kohm: Phosphor II (Auszug)
Gedichte > Lyrik heute
Katharina Kohm
Phosphor II
[Auszug]
Dies
ist ein CQD.
Die
Leuchtkugeln sind noch weiß, die du in den Himmel schießt –
Drohgebärde,
er
kommt, wie er fällt, der Tag fällt hinten runter, geboren.
Verkettet,
die immer nur einmal tragbare Kette erneut austragen;
ein
dechiffrierbarer Code, Morsezeichen, Klicker, Tippzahl, woraus Vehikel der
Übermittlung wird, Transportmittel für Steine, Murmeln. Eins.
Es
geht um das andere Verstehen, das Stehen bleiben.
Jetzt,
an einer Wende der Gezeiten,
die
Gischt dreht um, das Schiff
weicht
tödlich aus, jedesmal derselbe Fehler;
Affekt
des Drehmoments,
Ausweichen
löst die Katastrophe aus,
das
Versprechen ein, pfeift dennoch: Überleben!
Das
Schiff rost und rostet unter Deck, weicht auf, blüht aus Erinnerung,
schädeldeckenfest, die Planken.
Bretter,
die die Welt bedeuten.
Wir
sind hinuntergefahren, getaucht.
Was
uns bedeutet, steht für uns auf.
Cor
leonis, le cœur de la mer, der Abendstern, …
eine
Checkliste, ob alles Harte noch da ist,
Umrostetes,
abgehaktes
Inventar unter Tage
zudecken:
Setzkasten
packen,
alles
weitertragen,
das
Ensemble, damit übersetzen,
mit
dem Kram im Bauch, im Buch.
Wir
sind Chronisten, deshalb können wir denken.
Deshalb tragen wir so viele Koffer.
In: Katharina Kohm: Phosphor, ein Übergeben. Gedichte. Vechta (Geest Verlag) 2019. 69 Seiten.
15,00 Euro.