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Günter Plessow: Shakespeares Sonette & "A Lover's Complaint"

Memo/Essay > Memo


Im Shakespeare-Jahr
sieben Sonette wöchentlich
- übersetzt und kommentiert
von Günter Plessow


Wir präsentieren Shakespeares Sonette für Anfänger, das heißt: für die Kenner, die anfangen, sich einzugestehen, wie wenig sie eigentlich von dem kennen, über den sie so viel gelesen und so oft gesprochen haben.


Die 155 Texte


Wir präsentieren die ganze Sequenz, so wie sie dasteht: 154 Sonette, englisch und deutsch, in verdaulichen Portionen, wöchentlich sieben zum Septett gebündelt, zweiundzwanzig Wochen lang, ohne zu vergessen, das Erzählgedicht A Lover’s Complaint folgen zu lassen. Leser, die Lust haben, diesen Schritten zu folgen, werden entdecken, daß dies Werk kein Sammelband für Liebhaber panegyrischer Gedichte ist (aber auch kein in sich geschlossener Zyklus), sondern eine eigentümlich offene Komposition, die einem Takt folgt und deren Elemente eng und weiträumig aufeinander reagieren,  vergleichbar einer lyrischen Suite mit vier kontrapunktisch angelegten Sätzen: 1. Maßvoll getragen, 2. maßlos erregt, 3. nebenbei bemerkt, 4. desillusioniert.


Wenn wir jedem Septett eine Art An-Moderation voranstellen, so nicht, um Poesie zu interpretieren, sondern um auf Poetik aufmerksam zu machen und Kontext anzudeuten. Wir werden erleben, daß das lyrische Ich, wir nennen es den Dichter, mutterseelenallein auf der Hörbühne steht:  ein Mann in reiferen Jahren, der sich abwechselnd an zwei diametral entgegengesetzte Figuren des lyrischen Du wendet
–– zunächst an einen schönen jungen Mann (Fair Youth),
–– später an eine verführerische Dame (Dark Mistress),
sich aber gelegentlich auch gegen die Welt oder einen anderen Dichter (Rival Poet) zur Wehr setzt. Alle diese Gegenfiguren treten nie auf, sondern sind nur daran zu erkennen, wie der Dichter auf sie reagiert und wie widersprüchlich ihm dabei zumute ist –– souverän, verzagt, zerknirscht; die Intensität seiner Ansprachen (Apostrophen) läßt uns allerdings vergessen, daß sie nur „gemeint“ sind, und macht sie dramatisch präsent.


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