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Gerald Fiebig: selbstporträt als dackel (2023)

Gedichte > Gedichte der Woche
Foto: Martin Schmidt
Gerald Fiebig

selbstporträt als dackel (2023)


eigentlich möchte ich immer nur schlafen
20 stunden am tag, zusammengerollt
zu einem warmen, weichen kreis
einem bild des vollkommenen friedens

doch leider rieche ich nur zu gut
wenn irgendwo der hund begraben liegt
(ein anderer, toter hund, nicht ich)
& meine ohren sind zu gut, um wegzuhören

& dann muss ich wieder los
in den finsteren dachsbau der ideologien
mit nichts bewaffnet als mit zähnen & krallen & hirn
gegen den feind am ende des tunnels

als allein arbeitender jagdhund
ohne rudel, ohne rotte, ohne kollektiv
angewiesen nur auf die eigene taktik
denn dieser feind hat zu siegen nicht aufgehört

doch was ich wirklich im innersten bin
sagt mir nur das ohrengeräusch, wenn ich
den kopf schüttle mit jeder faser meines körpers
bei der rückkehr aus dem kampf & dem schlaf

der klang meines nichteinvernehmens


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