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Gábor Lanczkor: Grasbüschel

Werkstatt/Reihen > Reihen > Ungarische Lyrik der Gegenwart
Foto: Dóra Békefi

Gábor Lanczkor

Grasbüschel

Immer sachte mit dem Frühling! Weil du ihn so sehr herbeigesehnt hast,
Ist er despotisch - schau: Aus Richtung Eden kommt ein Frühlingsgewitter auf,
Hier und da fusselt das Gewebe des Gebirges Blüten auf die Bäume,
Die feuchte Erde, Geweihte des Frühlings, versieht die Reihen
Frisch geschnittener Rebstöcke mit schwarzen Schraffuren.
                                                         Sprich du es aus, was ich für
Einen wahren Frühling mit meinen Rebstöcken tun muss! Als der zarte Pan
In einen wahren Frühling hineingesunken ist, seid ihr alle ausgestorben,
Habt euch in den Löchern der Tuffsteine verloren,
Wie ein Dieb den Pfirsich schwankendem Laub entreißt,
Haben die erschwerten Steine dieser Landschaft die Erde entrissen.
Unter meinen Füßen regen sich stumpf und kantig die Halme,
Ihr Glanz weicht vor mir in die Augennerven zurück,
Ihr Elend ist in dieses Fadenbündel hineingeschnipselt,
Sehen soll ich es, aber erblindet,
                                             Mit den Geschöpfen ihrer Wiedergeburt
Ist es aus, und mit den Geschöpfen meines Wiederbeginns
Ist es aus: Der Frühling kam. Im Strauch verbirgt sich der Georgsritterling.
Das Schwarz am Fuchsloch unter der alten Zerreiche ist ein frisches Leuchten.


Deutsch von Orsolya Kalász und Monika Rinck

(Erstveröffentlichung der Übersetzung)
 

Lanczkor Gábor

Fűcsomók

Csínján bánjunk a tavasszal! Mert ennyire vártad,
Zsarnoki – nézd: tavaszi vihar kél Éden irányából,
A virágzó fákkal a hegy szövete kibolyhosul itt-ott,
Frissen metszett szőlősorokat feketére satíroz a nedves
Föld, a tavasz felkentje –
                       Te mondd ki, az igazi tavaszhoz mit
Kéne a szőlőimmel tenni! Mikor a lágy Pán
Beleomlott egy igazi tavaszba, kihaltatok innen,
Belevesztetek a tufakövek likacsaiba, a földet a tájról,
Mint a barackot a tolvaj az ingó lomb közül,
Úgy tépve le a kövek megnőtt súlyával.
Lábam alatt a füvek eleven éle olyan tompa,
Ragyogásuk előlem a szemidegemig hátrál,
Belenyiszatolni nyomorukat e cérnakötegbe,
Lássam, de belevakulva,
                      Azoknak, akikként újraszülethetnének,
Vége, s azoknak, akikként végre el én kezdődhetnék,
Vége: Tavasz jött. A bozótban bújik a szentgyörgy-
Gomba. A rókalyuk az öreg cser alatt frissen feketéllik.
 
Gábor Lanczkor (*1981 in Székesfehérvár) ist Autor und Übersetzer aus dem Slowenischen. Er publizierte bisher vier Romane, vier Gedichtbände und drei Kinderbücher sowie einen Essay- und einen Dramenband. Mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern lebt er in einem Sackgassendorf auf der Balaton-Hochebene.

Weitere Gedichte in deutscher Übertragung sind aktuell erschienen in Streiflichter. Fénycsóvák. Eine Anthologie ungarischer Gedichte. ungarisch – deutsch. Auswahl und Übersetzung Júlia Schiff. Mit Nachworten von Orsolya Kalász und Árpád Hudy. München: Stiftung Lyrik Kabinett, 2018

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