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Franz Oberhofer: Mutter Sprache

Gedichte > Zeitzünder


Franz Oberhofer



Mutter Sprache


Leben saugt den Tod, fordert die Atemwege heraus. Die
Gewissheit gerundeter Schädel, ihr Auf- und Abtauchen in
Tagesstarre, Nächte lang.  

Mutter, Mutter, welche Fahne flattert heute? Schwarzweiß
flattert heute und flattert morgen. Und wie hoch kommt das
Wasser? Ich glaube bis zum Hals, Mutter - ja, heute warmes und
morgen warmes und übermorgen warmes Wasser ...

Auf dem Beifahrersitz, die Gegend fremd, Landschaften fliegen
vorbei. Feuriger Sturmpoet - dieser Sonnenplanet.


Eines Mannes Kopie fertigtest du, eines Mannes grünstichige
Kopie. Führtest mich hinein mit Blindenstock & Hund, vorbei an
Kanälen, wo an den Abhängen fremde Männer Messer wetzen, die
schlachten Geflügel, werfen Knöchlein vor die Kreuzung.
Verteiltest Zimmer im Zedernwald nah am Wasser mit Herd. Bier.
Gebraut nach deinem Reinheitsgebot.


In Welten weitläufiger Nebenwelten, Umträumen die Kreise.
Weder Brot noch Stein legtest du in meine Hand.


(Franz Oberhofer: unveröffentlicht, 2017)

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