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Frank Milautzcki: Unkorrigierte Notizen aus der Werkstatt

Montags=Text

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Frank Milautzcki

Unkorrigierte Notizen aus der Werkstatt


Nach der Autobahnfahrt ein paar Schritte
im Umkreis des Hotels, entlang der Villen
und den parkierenden Autos, Maybach, Rolls
Royce, Lamborghini, zum Philosophenplatz
und dann die Nietzschestraße entlang, in den
Platanen rufen die Sittiche einander und
einer verschwindet im Stamm. Jedes Wesen
benutzt sich und sein Leben als Kamm.

*

In diesen Tagen habe ich wieder mit Liguster
zu tun: Aus den Hecken macht er mich verliebt,
bedient die Spindel, die den Blick einstellt
nach Duft und Geheimnis. Heiterkeit aus der
Luft, der Sommer springt in den feuchten Nacken
und hat jede Ahnung verstetigt, im verblätterten
Buch gibt es das Gemeinte, das Schwelen gehört
in jede Reißperforation. Und das Schmatzen hat zu tun
mit den Gebieten des Tages, den Tümpeln, dunkleren
Wassern, die den Schuh fressen, Dielen aus Schlamm.

*

Als wir von Kleingeld lebten in verlassenen
Fischerhäusern am Meer, von Keksen und Joghurt,
war der Zauber die nächste Hand, die dem Mond
den Mund zuhielt, er möchte nichts sagen
zu den Gassen der zukünftigen Orte und ihrer
mit Armut erkauften Wahrheit.

*

Strich ein paar Tage durch unsre Nähe.
Wir standen im Regen unter den Bäumen am Saum.
Wir dachten, der will an die Wanderfalken im Fels.
Vielleicht schlief er im schrottreifen Bagger.
Dann verwischte er sein Gesicht hinter den Kiefern
im Wald und erst am Montag wurde er klarer:
Er wollte den Bruch hinunter und hatte gewartet,
bis das Wochenende uns fernhielt vom
Zerschmettern seines Körpers.



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