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Alexis de Tocqueville: Wie die Gesellschaft in den Vereinigten Staaten ein bewegtes und zugleich einförmiges Bild bietet

Gedichte > Zeitzünder

Alexis de Tocqueville

Wie die Gesellschaft in den Vereinigten Staaten ein bewegtes und zugleich einförmiges Bild bietet

(Auszug)


Nichts scheint geeigneter, die Neugierde zu erregen und zu nähren, als der Anblick der Vereinigten Staaten. Die Vermögen, die Ideen, die Gesetze wechseln fortwährend. Es ist, als sei die unbewegte Natur selbst beweglich, so sehr verändert sie sich täglich unter der Hand des Menschen.
    Auf die Dauer aber erscheint der Anblick dieser so betriebsamen Gesellschaft einförmig, und nachdem der Betrachter einige Zeit lang dieses so bewegte Bild angeschaut hat, langweilt er sich.
    In den aristokratischen Völkern verharrt jeder einigermaßen fest innerhalb seines Bereiches; die Menschen aber sind einander außerordentlich unähnlich; sie haben von Grund auf verschiedenartige Leidenschaften, Ideen, Gewohnheiten und Neigungen. Nichts rührt sich, alles ist ungleich.
    In den Demokratien dagegen gleichen sich die Menschen alle, und sie tun ungefähr dasselbe. Sie sind freilich großen und fortwährenden Wechselfällen ausgesetzt; da aber die gleichen Erfolge und die gleichen Rückschläge stets wiederkehren, ändert sich nur der Name des Schauspielers, das Stück ist immer das gleiche.


(In: Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika, Kap. 26. 1835/1840)

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