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Ulrich Koch: Elementares Gedicht N° 74

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Ulrich Koch

ELEMENTARES GEDICHT N° 74


Wir rufen den Tag der Stille aus.
Alle Flüge, alle Züge: gestrichen.
Keine Handbreit unter den Schiffen.

Es gibt noch Regen, es gibt noch Rauch,
Hänge, Seen und Kinder und Vögel
für Lieder ohne Stimme.

Alles hat heute Ruhetag.
Schulen, Büros bleiben geschlossen.
Alle Käfige, Ställe stehen offen.

Nichts wird gesprochen, nicht
einmal geschrieben, gelesen.
Nur das Klappern der Scheren

und Stöhnen der Föne darf stören.
Denn nicht in der Tiefe des Meeres,
nicht in der Mitte der Nacht –

am Größten ist die Stille
nach der Arbeit der Friseure,
wenn sie schweigend die Haare

zusammenfegen.
Der ganze Lärm der Welt,
geschluckt von einem Besen.


Dieses Gedicht ist noch unveröffentlicht und für den nächsten Band, 2026, vorgesehen.


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