Tamara Labas: Zwei Gedichte
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Tamara Labas
Zwei Gedichte
GLETSCHEREISKRISTALLE
UND DURST DER KRIEGER
wir
spielten
auf
der wiese
hinter
dem kleinen haus
um
uns tobte krieg
wie
es ohnehin
immerfort
geschieht irgendwo
wir
spielten
auf
der wiese
du
öffnetest die auster
und
deine zunge
schmeckte
gletschereiskristalle
geschmolzene
erhitzt
von der sonne
dein
haar
deine
haut
alles
tauchte ein
in
die kleine auster
die
ich war
wir
spielten
auf
der wiese
geschmolzene
gletschereiskristalle
löschten
unseren gierigen durst nach
ach
würden
all die krieger doch
ihren
trunk
nicht
zwischen leichen suchen
wir
spielten
auf
der wiese
hinter
dem kleinen haus
IHR KNABE
ihr kleiner kam angerannt zwischen den kirschbäumen und zwetschgen die waren noch nicht reif ihr kleiner kam an ihren körper schmiegte sich an ihren stuhl winkelte ein beinchen an das andere für einen augenblick die nabelschnur zu spüren er kam so gern so oft sie ließ ihn gewähren küsste seine stirn und griff für einen kurzen moment an sein kleines glied ein schauder ein verwirrter blick dann legte er sein köpfchen an ihren üppigen busen sie küsste seine stirn er löste sich von ihr sein blick fing einen weißen unbändigen schmetterling die zwetschgen waren noch grün die kirschen kirschrot und die vöglein zwitscherten an jenem unreifen sommertag
Aus Tamara
Labas: durst
der krieger. Liebesgedichte.
Neu-Isenburg (LuBurn
Verlag) 2021. 96 Seiten. 15,00 Euro.
