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Stefan Heyer: Zwei Gedichte

Gedichte > Lyrik heute
Stefan Heyer

Zwei Gedichte


der wanderer

die kreuze waren längst abgeräumt, kraniche
zogen richtung norden, grau ihre gewänder
kurz vor mitternacht brannte das feuer
versperrt blieben die holzwege dem
wanderer, auf der suche nach der wahrheit
rastlos umherirrend, nicht lesbar die schrift
an den bäumen, das klappern der schnäbel
hallt über dem see, hermes grüßt von
weitem, die sümpfe der ebene längst
trockengelegt, schlaflos die wachsamkeit
bezirzend sein tanz in der frühen morgenstund




metánoia

die kargen tage kommen, vorbei
alle füllerei, memento homo, quia
pulvis es et in pulverem reverteris
längst aus dem paradies vertrieben
verloren alle unschuld, büßergewänder
sind außer mode gekommen, beichtstühle
nur selten aufgesucht, schuld hat eh der
andere, durchbrechen das traurige grün
die krokusse, kalt bläst der ostwind uns
die backen rot, als wär längst besiegt der
winter liegen die handschuhe in der schublade
verbrannt die palmzweige, deine küsse
sind nicht unschuldig, deine lippen
wollen nicht weichen


Aus dem Zyklus: farne im wind


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