Direkt zum Seiteninhalt

Sebastian Sokołowski: wandelsterne

Montags=Text
Sebastian Sokołowski

wandelsterne


es herrschte das unerschütterliche vertrauen
in die gestaltende kraft des geistes
das neue gigantische weltraumteleskop
so groß wie hundert fußballfelder
erlangte seine position am lagrange-punkt l2
auf der sonnenabgewandten seite der erde
roboter übernahmen die aufgabe
seine treibstofftanks mit ätzenden stoffen
wie distickstofftetroxid und
fluor-antimonsäure nachzufüllen
das teleskop lieferte die mit großer
spannung erwarteten bilder
von extrasolaren planeten auf denen
grüne männchen zusammen mit
anderen merkwürdigen wesen
seit generationen ihr leben verbringen
großes interesse erregten ebenfalls
hinreichende informationen über die
entstehung des universums
in seiner frühesten phase
es war äußerst verwunderlich
dass auf den exoplaneten
nie kriege geführt worden sind
keine außerirdische spezies hatte
je waffen gleich welcher art hergestellt
man kam schnell zu der überzeugung
es sei kein normalfall im universum
wenn nachfahren primitiver säugetiere
einen zwar mit makeln behafteten
aber dennoch tüchtigen verstand entwickeln
was die gesamte menschheit
mit stolz und scham zugleich erfüllte
man arbeitete in raschem tempo
an der erschaffung der künstlichen intelligenz
(falls es so etwas gibt!)
um botschafter die mit grünen männchen
interagieren könnten in fremde
sternensysteme zu entsenden
schließlich kann kein biologisches wesen
belastungen wie der kosmischen strahlung
oder lang andauernder einsamkeit
ausgesetzt werden
die große frage war
ob ein halbwegs vernunftbegabter computer
trotz aller bemühungen es zu verhindern
die immer friedlichen bewohner
anderer planeten gefährden würde
da er von der unzivilisiertesten rasse
im beobachtbaren universum
gebaut worden wäre


Zurück zum Seiteninhalt