Ronya Othmann: Zwei Gedichte
Montags=Text
Foto: Dirk Skiba
Ronya Othmann
Zwei Gedichte
man muss daneben liegen. immer ein tier weiter, als das,
was man meint. die hyäne zum beispiel kenne ich beim wort
und sie mich genau.// man streicht sich aus, zu den enden.
ein fell
trägt man heute nicht mehr, dafür polyamide stoffe. und
darunter mit stolz
einen körper, den man nicht pronominieren kann. //im
gefederte kleid,
sich üben im daneben liegen. eine saumverschiebung, mit
bienen zum beispiel, nie binnen, binnen innen i. binnen
bienen, eine qualle
zum beispiel, die braucht sich nicht zu entscheiden.// was
trägt sich aus.
für den winter. auch ein bisschen fell, ein dickes, ein
bisschen mehr.
ein in schnee gehetztes reh, zum
fluchtpunkt hin. als wäre alles nur eine
zeichnung. die fichten haben sich
gelichtet. wohin man sieht feldarbeit.
eine andere habe ich nicht, nur
dieses abgepflüge, herumgeackere,
umgefurche. bevor es fluchtet ins weiß.//
ich folge niemandem nur dem
tauwetter, diesem rinnsaal,
hinfall. sinnfällig ist vieles. wer hat diese karten
sich als beispiel die
hochgeschlossenen mänteln, das blondierte haar.//
wie ein tier, das sich seine wunden
leckt, und ich an einem meer. aber
hier ist nur wellblech. eine
halligkeit von fern, die schnellstraße
spült manches strandgut und mich,
mit geschlossenen augen // bringt
mich in das land meiner vorväter
und einen spazierstock, damit
ich mich
bei bedarf, im grab noch verteidigen kann.
Ronya Othmann in poetin nr 24. Leipzig (poetenladen Verlag) 2018. 216 Seiten. 9,80 Euro.