René Descartes: Betrachtungen über die Grundlagen, Teil 4
Poeterey
René Descartes
Betrachtungen über die Grundlagen der Philosophie.
(Meditationes de prima philosophia, 1641)
Übersetzt von Ludwig Fischer
Vierte Betrachtung.
Wahrheit und Irrtum.
Es ist mir
in der letzten Zeit zur Gewohnheit geworden, meinen Geist von den Sinnen
abzulenken; ich habe es ganz deutlich bemerkt, wie wenig wir wirklich über die
Körper erfahren, wieviel mehr aber über den menschlichen Geist, noch weit mehr
aber über Gott; und so vermag ich nun ohne alle Schwierigkeit mein Denken von
den Dingen der Anschauung weg und den rein begrifflichen und gänzlich
immateriellen Gegenständen zuzuwenden.
In der That
ist meine Vorstellung vom menschlichen Geiste als einem denkenden Wesen, das
keine Ausdehnung nach Länge, Breite und Höhe hat und auch nichts Anderes mit
dem Körper gemein hat, viel deutlicher, als die Vorstellung von irgend einem
körperlichen Wesen. Bedenke ich nun, daß ich zweifle, also ein unvollkommnes,
abhängiges Wesen bin, so stellt sich mir ganz klar und deutlich die Vorstellung
eines unabhängigen und vollkommnen Wesens, d. h. Gottes dar, und völlig
überzeugend folgere ich aus dieser einen Thatsache, daß ich jene Vorstellung
habe oder mit derselben existiere, die Existenz Gottes und die Abhängigkeit
meiner ganzen Existenz von ihm in jedem einzelnen Moment.
Daher bin ich der Überzeugung, der Menschengeist könne überhaupt nichts
einleuchtender, nichts sicherer erkennen!
Nun glaube
ich auch einen Weg zu sehen, um von der Betrachtung des wahrhaften Gottes, in
dem alle Schätze der Wissenschaft und Weisheit verborgen sind, zur Erkenntnis
der übrigen Dinge zu gelangen!
Erstlich
nämlich erkenne ich, daß Gott mich unmöglich je täuschen kann; in allem Lug und
Trug findet man eine Unvollkommenheit. Wenn auch die Fähigkeit zu täuschen ein
Zeichen von Scharfsinn und Macht zu sein scheint, so beweist doch die Absicht
zu täuschen ohne Zweifel Bosheit oder Schwäche und kann sich darum bei Gott
nicht finden.
Zweitens
bemerke ich bei mir ein Urteilsvermögen, das ich sicherlich ebenso wie alles
andere, was ich habe, von Gott erhielt. Da nun aber Gott mich nicht täuschen
will, wird er mir wahrlich kein solches gegeben haben, das mich bei richtigem
Gebrauche jemals zu Irrtümern führen könnte.
Hierüber
würde nun auch gar kein Zweifel mehr obwalten, wenn nicht hieraus zu folgen
schiene, ich könne mithin niemals irren. Wenn ich nämlich alles, was in
mir ist, von Gott habe, und dieser gab mir kein Vermögen zu irren, so kann ich
dem Anscheine nach überhaupt nicht irren. So lange daher meine Gedanken sich
nur mit Gott beschäftigen und ganz auf ihn gerichtet sind, so finde ich keinen
Anlaß zu Irrtum oder Unwahrheit. Wende ich mich dann aber zu mir zurück, so
bemerke ich, daß ich gleichwohl zahllosen Irrungen ausgesetzt bin. Forsche ich
nach der Ursache derselben, so finde ich, daß sich mir nicht nur die reale und
positive Vorstellung Gottes oder des vollkommensten Wesens darstellt, sondern
auch sozusagen eine negative Vorstellung vom Nichts oder dem vollendetsten
Gegensatz aller Vollkommenheit. Ich finde, daß ich gleichsam ein Mittelding
zwischen Gott und dem Nichts bin, oder zwischen dem vollkommensten Sein und dem
Nichtsein, und daß ich so beschaffen bin, daß ich als
Geschöpf jenes vollkommensten Wesens nichts in mir habe, das mich zur
Unwahrheit oder zum Irrtum führen könnte; inwiefern ich aber auch am Nichts
oder am Nichtsein teilnehme (d. h. inwiefern ich nicht selbst jenes
vollkommenste Wesen bin und gar vieles mir fehlt), kann es nicht gerade
wunderbar erscheinen, wenn ich irre.
So sehe ich
also klar ein, daß der Irrtum als solcher nichts Wirkliches, von Gott
Herrührendes, sondern nur ein Mangel ist; daß ich also, um zu irren, keines
besonderen Vermögens bedarf, das mir von Gott zu diesem Zwecke verliehen wäre;
vielmehr entspringt mein Irrtum aus der Beschränktheit des mir von Gott
verliehenen Urteilsvermögens.
Doch dies
kann mich noch nicht ganz zufrieden stellen. Der Irrtum ist nämlich nicht die
reine Negation, sondern der Mangel, das Fehlen einer mir gewissermaßen
zukommenden Erkenntnis, und wenn ich das Wesen Gottes betrachte, so scheint es
mir unmöglich, daß Gott ein Vermögen in mich gelegt habe, das nicht in seiner
Art vollkommen wäre, oder dem eine ihm zukommende Eigenschaft fehlt. Wenn die
Werke, die von einem Künstler ausgehen, um so vollkommner sind, je kundiger der
Künstler ist, kann dann Gott, der Urheber aller Dinge, etwas geschaffen haben,
das nicht in jeder Hinsicht vollkommen wäre?
Ohne Zweifel
konnte doch Gott mich so schaffen, daß ich nie irrte; ohne Zweifel auch will
er stets nur das Beste. Ist es nun besser ich irre, oder ich irre nicht?
Ich überlege
mir dies genauer und finde erstlich, daß es gar nicht auffallend ist, wenn Gott
etwas thut, dessen Gründe ich nicht einsehe. Auch darf ich nicht darum an
Gottes Existenz zweifeln, weil ich etwa irgend etwas bemerke, von dem ich nicht
begreife, warum und wie er es gemacht hat. Ich weiß ja, daß ich von Natur sehr
schwach und beschränkt bin, Gott aber ist unermeßlich, unfaßbar, unendlich! Darum weiß ich, daß er Unzähliges vermag, dessen
Gründe mir unbekannt sind.
Aus diesem
einzigen Grunde glaube ich auch, daß jene ganze Gattung von Ursachen, die man
aus dem Zweck entnimmt, für die Physik von gar keiner Bedeutung sind; denn es
wäre verwegen, wenn ich die Absichten Gottes ausforschen zu können meinte.
Zweitens
finde ich, daß man nicht ein einzelnes Geschöpf im besonderen, sondern die Gesamtheit
aller Dinge in Betracht ziehen muß, wenn man die Frage untersucht, ob Gottes
Werke vollkommen sind. Ein Ding, das für sich allein betrachtet mit Recht als
sehr unvollkommen erscheinen könnte, ist vielleicht als Teil des Weltganzen
höchst vollkommen. Ich habe zwar, seit ich mir vornahm, an allem zu
zweifeln, noch nichts weiter erkannt, als daß ich bin und daß Gott ist. Seit
ich aber die unermeßliche Macht Gottes erkannt, kann ich doch nicht leugnen,
daß Gott noch vieles andere geschaffen hat oder wenigstens hätte schaffen
können, und daß ich mithin in dem All der Dinge nur die Bedeutung eines Teiles
habe.
Trete ich
nun näher an mich heran und prüfe, welcher Art meine Irrtümer sind (die allein
eine Unvollkommenheit in mir beweisen), so bemerke ich, daß dieselben durch das
Zusammenwirken zweier Ursachen bedingt sind, nämlich durch das
Erkenntnisvermögen, das ich habe, und durch das Vermögen zu wählen oder die
Willensfreiheit: d. h. also durch den Verstand in Verbindung mit dem Willen.
Durch den
Verstand allein gelange ich nur zu den Vorstellungen, über die ich ein
Urteil fällen kann, und ein eigentlicher Irrtum kann in dem Verstande in diesem
Sinne gar nicht vorkommen. Es mögen wohl unzählige Dinge existieren, ohne daß
ich eine Vorstellung von ihnen habe. Man kann aber nicht eigentlich sagen, ich
sei derselben beraubt; man kann nur negativ sagen, ich habe
dieselben nicht. Ich könnte ja mit keinem Grunde
beweisen, daß Gott mir eigentlich ein größeres Erkenntnisvermögen hätte geben
müssen, als er mir wirklich gab! Wenn ich auch einen noch so erfahrenen
Künstler in ihm erkenne, so glaube ich darum doch nicht, daß er jedem einzelnen
seiner Werke alle jene Vollkommenheiten hätte verleihen müssen, die er einigen
verleihen kann.
Ich kann
mich aber auch nicht beklagen, daß Gott mir keinen Willen, keine
Willensfreiheit gegeben habe, die ausgedehnt und vollkommen genug sei; ich
bemerke vielmehr, daß dieselbe in der That ohne alle Grenzen ist.
Sehr
bemerkenswert ist hierbei, daß nichts anderes in mir so vollkommen oder
so groß ist, daß ich mir es nicht noch vollkommener und größer denken könnte.
Nehme ich z. B. das Erkenntnisvermögen. Ich bemerke sofort, daß es äußerst
gering und eng begrenzt ist. Ich bilde mir aber sogleich auch die Vorstellung
eines anderen weit größeren, ja des größtmöglichen, unendlichen
Erkenntnisvermögens, und eben daraus, daß ich imstande bin, mir dies
vorzustellen, erkenne ich, daß es zum Wesen Gottes gehört. Ebenso, wenn
ich das Erinnerungs- oder das Vorstellungsvermögen oder irgend ein anderes
prüfe, so finde ich überhaupt keins, das nicht in mir selbst gering und
beschränkt, in Gott aber unermeßlich wäre. Der Wille allein oder die
Willens freiheit ist es, die ich als so groß erkenne, daß ich sie mir
gar nicht größer vorstellen kann. Daher ist sie es auch vorzüglich, vermöge
derer ich in mir ein Ebenbild Gottes erkenne.
Freilich ist
dieser freie Wille in Gott unvergleichlich größer als in mir, sowohl
hinsichtlich der Erkenntnis und Macht, mit der er verbunden ist, und die ihn
stärker und wirksamer macht, als auch hinsichtlich des Objektes, da er eine
viel weitere Ausdehnung hat. Gleichwohl aber erscheint er, an sich genau
betrachtet, seinem Wesen nach nicht größer; er besteht nämlich nur
darin, daß wir dasselbe thun oder auch nicht thun (d. h.
bejahen oder verneinen, erstreben oder fliehen) können, oder vielmehr lediglich
darin, daß wir uns von keiner äußeren Macht dazu gezwungen fühlen, wenn wir das
bejahen oder verneinen, erstreben oder fliehen, was uns der Verstand vorhält.
Um frei zu
sein, brauche ich nämlich keineswegs nach beiden Seiten in gleicher Weise
hinzuneigen. Im Gegenteil! Jemehr ich mich der einen Seite zuneige – sei es
nun, weil ich in ihr das Wahre und Gute klar erkenne, oder weil Gott in meinem
Innersten so mein Denken lenkt – um so freier wähle ich diese Seite.
Weder die göttliche Gnade, noch die natürliche Erkenntnis beeinträchtigen je
meine Freiheit, sondern mehren und kräftigen sie vielmehr! Jene Indifferenz
aber, die ich empfinde, wenn nichts mich mehr nach der einen Seite hintreibt
als nach der anderen, ist die tiefste Stufe der Freiheit; sie darf nicht als Beweis
einer Vollkommenheit, sondern lediglich als ein Mangel im Erkennen, als etwas
Negatives angesehen werden. Sähe ich immerdar, was wahr und gut ist, ich würde
niemals schwanken, wie ich zu urteilen oder zu wählen habe! Ich würde völlig frei,
aber niemals indifferent sein!
Hieraus
ersehe ich nun, daß weder die mir von Gott verliehene Willenskraft, an sich
betrachtet, die Ursache meines Irrtums sein kann; denn sie ist von größter
Ausdehnung und vollkommen in ihrer Art. Noch auch kann es die Erkenntniskraft sein,
denn da ich mein Erkennen von Gott habe, ist zweifelsohne alles richtig, was
ich erkenne und ich kann mich darin nicht täuschen.
Woher also
entstehen meine Irrtümer?
Offenbar nur
daraus, daß der Wille sich weiter erstreckt als mein Verstand, und daß ich ihn
nicht in den nämlichen Schranken halte, sondern auch auf das Nichterkannte
ausdehne. Da er gegen dieses sich indifferent verhält, weicht er leicht vom
Wahren und Guten ab, und so irre und sündige ich.
Als ich beispielsweise dieser Tage untersuchte, ob
irgend etwas in der Welt existierte, und als ich bemerkte, daß eben daraus, daß
ich es prüfte, mein Dasein evident folgte, da konnte ich nicht
anders urteilen, als es sei wahr, was ich so klar erkannte, und zwar war
ich zu diesem Urteil nicht durch eine äußere Macht gezwungen, sondern diese
große Neigung meines Willens war eine Folge der großen Erleuchtung meines Verstandes,
und so war mein Fürwahrhalten um so selbständiger und freier, je
weniger ich dabei indifferent war.
Nun weiß ich
aber nicht bloß, daß ich (insoweit ich ein denkendes Wesen bin) existiere, es
schwebt mir auch eine Vorstellung der körperlichen Natur vor, und so kommt es,
daß ich im Zweifel bin, ob die Denknatur, die in mir ist, oder die ich vielmehr
selber bin, von jener Körpernatur verschieden ist, oder ob beide ein und
dasselbe sind.
Ich nehme
nun an, mein Verstand finde noch keinen Grund, der ihm das Eine wahrer
erscheinen lasse als das Andere, und offenbar treibt mich daher nichts an, das
Eine oder das Andere zu bejahen oder zu verneinen, oder mich überhaupt jeden
Urteils darüber zu enthalten. Diese Indifferenz erstreckt sich sogar nicht nur
auf das, was der Verstand gar nicht erkennt, sondern überhaupt auf alles, was
er nur mangelhaft erkennt zur Zeit, da er die Entscheidung in Erwägung zieht.
Mögen noch so wahrscheinliche Vermutungen mich nach der einen Seite hindrängen,
der Umstand allein, daß ich weiß, es sind nur Vermutungen und keine sicheren,
unzweifelhaften Gründe, dies allein ist mir Veranlassung
genug, meine Zustimmung dem Gegenteil zuzuwenden!
Das habe ich
ja in diesen Tagen zur Genüge erfahren, als ich alles für gänzlich falsch
annahm, an dessen Wahrheit ich früher ganz fest geglaubt hatte, und zwar aus
dem einen Grunde, weil ich fand, man könne irgendwie daran zweifeln!
Wenn ich nun
die Wahrheit nicht klar und deutlich genug erkenne, und ich enthalte mich des
Urteils, so handle ich offenbar recht und bin vor Irrtum bewahrt. Urteile ich
aber »so ist es« oder »es ist nicht so«, dann mache ich einen verkehrten
Gebrauch von meiner Willensfreiheit! Wende ich mich dabei dem Falschen zu, so irre
ich eben. Im anderen Falle treffe ich zwar zufällig das Richtige, bin aber doch
nicht ohne Schuld, da mir die Vernunft sagt, daß die geistige Auffassung stets
der Entscheidung des Willens vorausgehen müsse.
Diese
verkehrte Anwendung der Willensfreiheit schließt jenen Mangel in sich, der das
Wesen des Irrtums ausmacht. In der Anwendung, sage ich, die von mir
ausgeht, liegt jener Mangel, nicht aber in dem Vermögen selbst, das ich von Gott
empfing; auch nicht in dem Gebrauche desselben, soweit er von Gott
abhängig ist!
Daß Gott mir
keine größere Verstandeskraft, keine größere natürliche Einsicht verliehen, als
ich nun einmal habe, darüber kann ich mich in keiner Weise beklagen, denn es
liegt im Wesen des endlichen Verstandes, vieles nicht zu erkennen, und
im Wesen des geschaffenen Verstandes, endlich zu sein. Ich bin
dem, der mir nie was schuldig war, zu Dank verpflichtet für das, was er mir
schenkte, und ich darf nicht etwa meinen, er hätte mir das vorenthalten, was er
mir nicht gab, oder er hätte es mir weggenommen!
Auch darüber
darf ich mich nicht beklagen, daß er meinem Willen eine größere Ausdehnung
gegeben als meinem Verstande. Da nämlich der Wille Eins und
gleichsam unteilbar ist, so scheint es seiner Natur zu widersprechen, daß von
ihm etwas weggenommen wird, und fürwahr, je größer er ist, umsomehr bin ich
seinem Geber zu Dank verpflichtet!
Schließlich
darf ich auch darüber nicht klagen, daß Gott beim Zustandekommen jener
Willensakte – jener Urteile, in denen ich irre – mitwirkt. Jene Akte sind,
soweit sie von Gott abhängen, durchaus wahr und gut, und meine Vollkommenheit
ist in gewissem Sinne größer, weil ich sie hervorzurufen vermag, als wenn ich
dies nicht vermöchte, der Mangel aber, in dem allein das eigentliche Wesen des
Irrtums und der Schuld besteht, bedarf keiner Mitwirkung Gottes, denn sie sind
nichts Positives, und können, in Beziehung auf Gott als ihre Ursache nicht als
ein Fehler, sondern nur als etwas Negatives bezeichnet werden. Es ist keine
Unvollkommenheit Gottes, daß er mir die Freiheit gab, auch Dingen zuzustimmen
oder nicht, deren klare und deutliche Erkenntnis er meinem Verstande versagte.
Zweifelsohne aber ist es eine Unvollkommenheit meinerseits, wenn ich
jene Freiheit mißbrauche und über Dinge urteile, die ich nicht recht verstehe.
Doch meine
ich, Gott hätte es wohl leicht so einrichten können, daß ich nicht irrte
und dabei doch frei und von beschränkter Erkenntnis bliebe. Er hätte nur meinem
Verstande eine klare und deutliche Auffassung alles dessen zu geben brauchen,
das ich je in Erwägung ziehen könnte; oder er hätte es nur meinem Gedächtnis
unvergeßlich einprägen sollen, daß ich nie über etwas ohne klare und deutliche
Einsicht urteilen dürfe. Hätte Gott mich so geschaffen, so ist leicht
einzusehen, daß ich, wenigstens als Ganzes für sich betrachtet, viel
vollkommener wäre, als ich jetzt bin!
Gleichwohl
aber kann ich nicht leugnen, daß das All der Dinge, wenn einige seiner
Glieder nicht frei sind von Irrtum, andere aber frei sind, eine größere
Vollkommenheit besitzt, als wenn alle einander ganz ähnlich
wären, und ich habe kein Recht, mich zu beschweren, weil Gott wollte, daß ich
in der Welt nicht das vorzüglichste und vollkommenste Wesen darstelle.
Kann ich nun
aber auch nicht auf jene erste Weise mich vor Irrtum bewahren, nämlich durch
den klaren Einblick in alles, worüber ich mich zu entscheiden habe, so kann ich
es doch auf die andere Art, indem ich nämlich darauf achte, mich stets des
Urteils zu enthalten, wenn ich mir über die Wahrheit der Sache nicht ganz klar
bin. Wenngleich ich mich auch zu schwach fühle, um stets mein Augenmerk auf
einen und denselben Punkt zu richten, so kann ich es doch durch aufmerksame und
oft wiederholte Betrachtung dahin bringen, daß ich daran denke, sobald es nötig
wird, und mich so gleichsam daran gewöhne, nicht zu irren.
Darin nun
besteht die größte und hauptsächlichste menschliche Vollkommenheit, und ich
glaube daher, nicht wenig durch meine heutige Betrachtung gewonnen zu haben, da
ich die Ursache des Irrtums und der Falschheit erforschte. Diese Ursache kann
gar keine andere sein, als die oben entwickelte, denn sowie ich den Willen beim
Urteilen so zügele, daß er nur auf das klar und deutlich Erkannte sich
erstreckt, so ist ein Irrtum gänzlich unmöglich; denn eine jede klare
und deutliche Vorstellung ist ohne Zweifel doch Etwas, kann also nicht
von Nichts kommen, sondern hat notwendigerweise Gott zum Urheber,
– Gott, das vollkommenste Wesen, das weder irren noch lügen kann!
Und somit ist die Vorstellung ganz
unzweifelhaft wahr.
Ich habe nun
heute nicht nur gelernt, wovor ich mich zu hüten habe, um nie zu irren, sondern
auch, was ich zu thun habe, um zur Wahrheit zu gelangen. Ich werde dahin
gelangen, wenn ich nur auf alles hinreichend achte, was ich völlig einsehe, und
dies von dem anderen absondere, das ich weniger klar und deutlich erfasse. Dies
soll in Zukunft mein ernstes Bestreben sein!
Fünfte Betrachtung.
Das Wesen der Materie und nochmals die Existenz
Gottes.
Vielerlei
bleibt mir nun noch zu untersuchen übrig bezüglich der Eigenschaften Gottes,
vielerlei auch bezüglich meines oder meines Geistes Wesen. Doch darauf werde
ich an andrer Stelle zurückkommen. Jetzt (da ich gesehen, was ich zu meiden und
zu thun habe, um zur Wahrheit zu gelangen) scheint es mir viel dringlicher, daß
ich aus meinen Zweifeln herauszukommen suche, in die ich während der letzten
Tage geraten bin, und zusehe, ob sich etwas Gewisses über die materiellen
Dinge ausmachen lasse.
Bevor ich
jedoch untersuche, ob irgendwelche derartigen Dinge außer mir existieren, muß
ich ihre Vorstellungen, soweit dieselben in meinem Denken sind, betrachten und
zusehen, welche von diesen deutlich und welche verworren sind.
Deutlich
stelle ich mir die Größe vor, welche die Philosophen gewöhnlich »stetig«
nennen, oder die Längen-, Breiten- und Tiefen-Ausdehnung dieser Größe oder
vielmehr des Dinges, das eine gewisse Größe hat. Ich unterscheide darin
verschiedene Teile; jedem dieser Teile schreibe ich eine gewisse Größe,
Gestalt, Lage und Ortsbewegung zu und jeder Bewegung eine gewisse Dauer.
Doch nicht
allein, was ich so allgemein betrachte, ist mir ganz bekannt und klar, ich
nehme auch bei einiger Aufmerksamkeit unzählige Einzelheiten an Gestalt, Zahl,
Bewegung u.s.w. wahr, deren Wahrheit so offenbar und meinem
Wesen entsprechend ist, daß ich nichts Neues meine kennen zu lernen, wenn ich
sie zum erstenmal bemerke, sondern scheinbar nur dessen mich erinnere, was ich
längst schon wußte, oder erst aufmerksam werde auf etwas, das längst schon in
mir war, wenn ich auch früher den Blick meines Geistes noch nicht fest darauf
gerichtet hatte.
Ganz
besonders beachtenswert scheint es mir noch, daß sich in mir unzählige
Vorstellungen von Dingen finden, die ich, auch wenn sie vielleicht nirgendwo
außer mir existierten, doch nicht als ein bloßes Nichts bezeichnen könnte; zwar
denke ich sie mir gewissermaßen willkürlich, doch sind sie nicht von mir
erdacht, sie haben vielmehr, eine eigene, wahre und unveränderliche Natur. So,
wenn ich mir z.B. ein Dreieck vorstelle, so mag vielleicht eine solche Figur
nirgends in der Welt außer meinem Denken existieren und überhaupt nie existiert
haben. Doch aber ist sie von ganz bestimmter Natur, von unveränderlicher und
ewiger Form und Wesenheit, und ist von mir nicht erdichtet, hängt auch nicht
von meinem Geiste ab, wie schon daraus hervorgeht, daß sich eine Reihe von
Sätzen über das Dreieck beweisen lassen, wie: »die Summe der Dreieckswinkel
beträgt zwei Rechte«, »dem größten Dreieckswinkel liegt die größte Seite
gegenüber« u.s.w. Ob ich nun will oder nicht – diese Sätze erkenne ich jetzt
ganz bestimmt an, auch wenn ich früher nie an sie dachte, wenn ich mir ein
Dreieck vorstellte. Sie können also nicht von mir erdichtet sein.
Es ändert
auch nichts an der Sache, wenn ich sagen wollte, jene Vorstellung von einem
Dreieck sei mir vielleicht durch Vermittlung der Sinnesorgane von äußeren
Dingen zugekommen, da ich ja zuweilen Körper von Dreiecksgestalt sah. Kann ich
mir denn nicht unzählige andere Gestalten ausdenken, bei denen gar nicht
anzunehmen ist, daß sie mir je durch die Sinne zugekommen sind? – Und doch kann
ich auch von diesen, ebenso wie vom Dreieck, eine Reihe von Sätzen beweisen,
die auch wirklich alle wahr sind, wenn ich sie nur klar
einsehe. Sie sind also doch auch Etwas, kein bloßes Nichts: denn
offenbar ist doch alles, was wahr ist, irgend Etwas, und daß alles wahr ist,
was ich klar erkenne, das habe ich ja schon ausführlich dargethan. Hätte ich
das aber auch noch nicht bewiesen, so müßte ich gleichwohl, der Natur meines
Geistes gemäß, dies anerkennen, solange ich es wenigstens klar einsehe. Auch
früher, als ich noch völlig am Sinnlichen hing, hielt ich, wie ich mich
erinnere, alle jene Wahrheiten für die allergewissesten, die ich von Figuren
oder Zahlen klar einsah oder von anderen Dingen der Arithmetik oder Geometrie
oder überhaupt der reinen, abstrakten Mathematik.
Wenn nun
daraus allein, daß ich die Vorstellung eines Dinges aus meinem Denken entnehmen
kann, folgt, daß alles, was ich klar und deutlich als zu dem Dinge gehörig
erkenne, auch wirklich dazu gehört, läßt sich dann nicht hieraus auch ein
Beweis für das Dasein Gottes gewinnen?
Sicherlich
finde ich die Vorstellung Gottes als des vollkommensten Wesens ganz ebenso bei
mir vor, wie die Vorstellung irgend einer Gestalt oder Zahl. Ich erkenne aber
ebenso klar und deutlich, daß zu Gottes Wesen die ewige Existenz
gehört, wie ich eine Eigentümlichkeit, die ich von einer Figur oder Zahl
nachweise, als zum Wesen dieser Figur oder Zahl gehörig, erkenne. Wäre also
auch nicht alles das wahr, was ich in den Betrachtungen der letzten Tage
fand, so müßte die Existenz Gottes doch mindestens denselben Grad von Gewißheit
für mich besitzen, wie bisher die Wahrheiten der Mathematik.
Allerdings
leuchtet dies wohl auf den ersten Blick nicht ganz ein, sondern sieht wie ein
Sophisma aus. Ich bin nämlich gewohnt, in allen anderen Dingen die Existenz von
der Wesenheit zu unterscheiden, und so komme ich leicht zu der Meinung, sie
könne auch von der Wesenheit Gottes getrennt werden, sodaß man sich Gott auch
als nicht-existierend denken könne. Sieht man aber genauer zu, so zeigt sich klar, daß die Existenz Gottes ebensowenig von seiner
Wesenheit trennbar ist, wie vom Wesen des Dreiecks die Größe seiner Winkelsumme
(= zwei Rechten), oder von der Vorstellung des Berges die Vorstellung eines
Thals. Es ist also ebenso widersprechend, zu denken, Gott (– dem vollkommensten
Wesen –) fehle die Existenz (d. h. ihm fehle eine Vollkommenheit), wie es
widersprechend ist, einen Berg zu denken, zu dem das Thal fehlt!
Kann ich
aber auch Gott gar nicht als nicht-existierend denken, wie ich keinen Berg ohne
ein Thal denken kann, so folgt doch daraus, daß ich einen Berg mit einem Thale
denke, noch lange nicht, daß ein Berg in der Welt vorhanden ist; ebensowenig
aber scheint die Existenz Gottes daraus zu folgen, daß ich Gott als existierend
denke! Mein Denken legt ja den Dingen keinen Zwang auf! Ich kann mir ein
Flügelpferd vorstellen, wenn auch kein Pferd Flügel hat, und so kann ich wohl
auch Gott die Existenz andichten, wenn es auch gar keinen Gott gäbe!
Doch hier
haben wir nun wirklich ein Sophisma! Wenn ich mir einen Berg nicht ohne
ein Thal denken kann, so folgt daraus allerdings noch lange nicht, daß irgendwo
ein Thal mit dem Berge ist. Es folgt lediglich, daß Berg und Thal untrennbar vereint
sind, einerlei ob sie existieren oder nicht! Daraus aber, daß ich mir Gott
nicht anders als seiend denken kann, folgt eben, daß Gott und das Sein
untrennbar vereint sind; daß also Gott ist. – Nicht, als ob
mein Denken dies zu Wege brächte; als ob es irgend ein Ding zum Sein zwinge!
Im Gegenteil! Die Notwendigkeit des Dinges (nämlich der Existenz Gottes) zwingt
mich, so zu denken. Sonst müßte es ja in meinem Belieben liegen, Gott ohne
Existenz (d.h. das vollkommenste Wesen ohne höchste Vollkommenheit) zu denken,
wie es mir freisteht, ein Pferd mit oder ohne Flügel zu denken!
Man darf
auch hier nicht etwa sagen, man müsse zwar notwendig Gott als existierend
denken, nachdem einmal die Annahme gemacht ist, er besitze alle
Vollkommenheiten, und dazu gehöre auch das Sein. Diese Voraussetzung aber sei
gar nicht nötig gewesen. So sei es auch nicht notwendig, anzunehmen, alle
Vierecke können einem Kreise eingeschrieben werden. Nehme ich es aber einmal
an, so bin ich gezwungen zu sagen, auch ein Rhombus könne dem Kreise
eingeschrieben werden, was ganz offenbar falsch ist!
Wie gesagt,
dergleichen darf man hier nicht einwenden, denn wenn ich auch niemals notwendig
auf den Gedanken Gottes zu kommen brauche, so muß ich doch dem ersten und
höchsten Wesen, sobald ich an es denke und seine Vorstellung gleichsam aus dem
Schatze meines Geistes hervorhole, notwendig alle Vollkommenheiten zuschreiben,
wenn ich sie auch nicht gleich alle aufzähle und einzeln ins Auge fasse. Diese
Notwendigkeit aber genügt völlig, um nachher, wenn ich das Sein als eine
Vollkommenheit erkenne, richtig zu schließen, daß das erste
und höchste Wesen existiert. So brauche ich auch nicht notwendig ein Dreieck
vorzustellen. Sobald ich aber eine gradlinige, dreiwinklige Figur betrachten
will, muß ich sie mir notwendig so beschaffen denken, daß die Summe der drei
Winkel gleich zwei Rechten ist, wenn ich auch diese Eigenschaft noch gar nicht
beachte. Untersuche ich aber, welche Figuren dem Kreise einbeschrieben werden
können, so braucht man keineswegs notwendig anzunehmen, alle Vierecke
gehörten dazu; ja ich kann mir dies nicht einmal einbilden, solange ich nur das
klar und deutlich Erkannte gelten lassen will!
So ist also
ein großer Unterschied zwischen solchen falschen Voraussetzungen und meinen
wahren, angeborenen Vorstellungen, worunter die erste und hauptsächlichste die
Vorstellung Gottes ist.
Daß diese in
der That nicht erdichtet und von meinem Denken abhängig ist, sondern das Bild
eines wirklichen unveränderlichen Wesens, das sehe ich aus mehreren Gründen
ein. Erstlich kann von mir nichts Anderes außer Gott allein erdacht
werden, zu dessen Wesen die Existenz gehörte. Zweitens kann ich mir
nicht zwei oder mehr Götter dieser Art denken; setze ich aber einen als
existierend, so sehe ich klar, daß dieser notwendigerweise von Ewigkeit her da
war und fortbestehen wird in alle Ewigkeit. Endlich nehme ich auch noch
vieles andere an Gott wahr, das ich nicht wegdenken, nicht anders denken kann.
Welcher
Beweisart ich mich aber auch bedienen mag, immer wieder komme ich darauf
zurück, daß ich nur von dem ganz überzeugt sein kann, was ich klar und
deutlich erkenne.
Von dem so
Erkannten tritt zwar einiges einem jeden entgegen, anderes aber entdecken nur
die, welche genauer zusehen und sorgfältig forschen. Hat man
es aber einmal entdeckt, so hält man es für ebenso gewiß wie jenes. So ist zwar
nicht so ohne weiteres klar, daß im rechtwinkligen Dreieck das Quadrat der Hypotenuse
gleich der Summe der Quadrate der Katheten ist. Viel leichter sieht man ein,
daß diese Hypotenuse dem größten Winkel gegenüberliegt. Hat man jenes aber
einmal eingesehen, so hält man es nicht weniger für wahr als dieses.
Was aber
Gott anbetrifft, so würde ich sicherlich nichts eher und leichter erkennen als
ihn, wenn ich nicht von Vorurteilen eingenommen wäre und die Bilder sinnlicher
Dinge von allen Seiten in mein Denken eindringen. Denn was ist an und für
sich klarer, als daß das höchste Wesen, Gott, der allein in seinem Wesen schon
das Dasein einschließt, existiert?
Wenn ich
auch zu dieser Erkenntnis aufmerksamer Betrachtung bedurfte, so bin ich doch
nunmehr ebenso im Gewissen darüber, wie über alles andere, was mir bisher am
allersichersten erschien. Ich bemerke auch außerdem, daß die Gewißheit aller
anderen Dinge so sehr von jener einen Erkenntnis abhängt, daß man ohne sie
niemals irgend etwas vollkommen zu erkennen vermag.
Zwar bin ich
so beschaffen, daß ich etwas für wahr halten muß, so lange ich es ganz klar und
deutlich erkenne; andrerseits kann ich aber meiner Natur gemäß mein geistiges
Auge nicht immer unverwandt auf denselben Gegenstand richten, um ihn klar
aufzufassen, und oft falle ich in meine alten Vorurteile zurück. Wenn ich nun
nicht mehr auf die Gründe achte, aus denen ich ein solches Urteil fälle, so
könnten mir andere Gründe entgegentreten, die mich leicht von der Meinung
abbringen könnten, und so hätte ich nie von irgend etwas eine wahre und gewisse
Kenntnis, sondern nur unbestimmte, veränderliche Meinungen.
Wenn ich z.
B. das Wesen des Dreiecks betrachte, so erscheint es mit, da ich mit den
Prinzipien der Geometrie vertraut bin, ganz klar, daß die
drei Winkel des Dreiecks zusammen zwei Rechte betragen, und ich muß dies für
wahr halten, solange ich den Beweis vor Augen habe. Sowie ich aber meinen
geistigen Blick von diesem wegwende, so kann es leicht vorkommen (selbst wenn
ich noch daran denke, wie überaus klar ich den Satz einsah), daß ich seine
Wahrheit bezweifle, wenn ich nicht an Gott denke. Ich könnte mir nämlich
einreden, ich sei von Natur so beschaffen, daß ich zuweilen selbst darin irre,
was ich aufs klarste zu erfassen meine; besonders wenn ich daran denke, wie oft
ich vieles für wahr und gewiß hielt, was ich später aus anderen Gründen für
falsch erklärte.
Nun habe ich
aber Gottes Dasein erkannt, und habe gleichzeitig erkannt, daß alles andere von
Gott abhängt und daß er nicht irren und lügen kann, und daraus habe ich
entnommen, daß alles, was ich klar und deutlich erkenne, wahr ist. Wenn ich
daher nun auch nicht weiter auf die Gründe achte, aus denen ich gerade ein
solches Urteil fällte, so brauche ich mich nur zu erinnern, daß ich einmal
einen klaren und deutlichen Einblick in die Sache hatte, und es läßt sich kein
Gegengrund beibringen, der mich zweifelhaft machen könnte; ich habe vielmehr eine
wahre und sichere Kenntnis von der Sache; aber nicht nur in diesem Fall,
sondern auch bezüglich alles dessen, was ich mich erinnere einmal bewiesen zu
haben, wie z. B. die Sätze der Geometrie u. s. w.
Was könnte
man mir denn jetzt noch entgegenhalten? Ich sei so beschaffen, daß ich oft
irre? – Ich weiß ja aber nun, daß ich in dem, was ich klar einsehe, nicht irren
kann!
Oder, ich
habe sonst vieles für wahr und gewiß gehalten, was ich später für falsch befand?
– Doch von alledem hatte ich nichts klar und deutlich erfaßt! Ohne
Kenntnis dieses Kriteriums der Wahrheit hatte ich es wohl aus irgendwelchen anderen
Gründen für wahr gehalten, deren Schwäche ich erst später entdeckte.
Was will man also sagen? Etwa (wie ich neulich selbst
mir entgegenhielt) daß ich wohl träume, oder daß alles, was ich nun denke,
ebensowenig wahr sei, wie das, was mir im Traume in den Sinn kommt? – Allein
auch dies ändert nichts an der Sache! Selbst wenn ich schlafe, wäre
alles durchaus wahr, was mein Verstand vollkommen klar einsähe.
So sehe ich
es also nun ganz offenbar, daß die Gewißheit und Wahrheit alles Wissens allein
von der Erkenntnis des wahren Gottes abhängt, sodaß ich von nichts Anderem eine
vollkommene Kenntnis erlangen kann, bevor ich von Gott Kenntnis habe. Jetzt
aber kann mir Unzähliges ganz bekannt und gewiß sein, sowohl von Gott und den
übrigen geistigen Wesen, wie auch von jener ganzen Körperwelt, welche
Gegenstand der reinen Mathematik ist.