Pim Lukkenaer und Jacques Schmitz: Vor vielen Jahren / Erzähl mir, Dichter


Vor vielen Jahren / Erzähl mir, Dichter
Vor vielen Jahren …
Vor vielen Jahren erzählte mir ein netter Englischprofessor
dass Robert Frost mal in einem Moment vollkommener
Vision gesagt hat, “Jeder verfluchte Irre kann in ein
Gedicht gelangen aber es braucht einen Dichter da
wieder 'raus zu kommen.”
Ich verwechselte das mit Sex und glaubte daran.
Eigentlich aber ist einem Gedicht entkommen nicht verzwickter als
reagieren auf eine offenkundig gelogene Antwort nach einer
offenkundig gelogenen Intelligenztestfrage oder zu
einer Geliebten.
Nur die Form ist schwierig.
Gerissener nur (Paradoxien, wie eingemachten Songs)
Ist die andere Antwort, dass es genau so mühselig ist in
ein Gedicht hinein zu kommen wie
in Helena.
*
(Schmitz)
Erzähl mir, Dichter
Erzähl mir, Dichter, vom mexikanischen Hund
der Signale aus einem finsteren All
übertönte mit seinem gellenden Schrei. Selber
nichts zu melden, das Rauschen
eine unentwirrbare
Nachricht – was sollen wir anfangen
mit so einer verzerrten Trans-
mission von bankrotten Kristallröhren, der
Gleichrichter funkt Flammen in meinem Kopf
und nichts,
nichts von den Engels-
chören dringt durch
Jesus umsonst geboren, das Kreuz
mutiert zum Christbaum, Mutter Isis-Maria
schaut mißtrauisch zu wie Osiris
stirbt und wiederaufersteht
von Leiche zu Lazarus zu Emblem auf den Ärmel
der Tempelritter.
Oh Jakob laß die
Phantasmythologie doch sein, wenden wir uns
der Poesie der Schwermut zu, dem
Schrei der Verzweiflung, die oh so
beschränkten Möglichkeiten der
profanen Liebe.
*
(Lukkenaer)