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Pim Lukkenaer und Jacques Schmitz: Song für Bird und mich

Montags=Text


Song für Bird und mich




Song für Bird und mich



Genervt bin ich von meinen Gedichten.
Genervt bin ich von meinem Sex.
Genervt bin ich von den Engel an die ich glaube.

Neoklassisch wie Bird,
Misstraue die Gewißheit
Jede Note.
Blasen wir die Phrase wahr und pur
Als würden wir Engel knabbern.


“Hör mal, Bird, warum langweilen wir uns hier zu Tode
In einem halbleeren Raum?
Der Rest der Band
Sitzt zuhause und
Bläst schnabbelnd Dixieland,
Wie warm und frei die sind. Solch wahre
Musik.”

“Mann,
Wir
Können Klang nicht meiden.
Wir sind schon verrückt, Jack
Wir sollen bleiben bis
Die uns abholen.”


Neoklassisch wie Bird.
Zwei Vögel flogen mal in der Abteilung für seltene Bücher.
Fräulein Swift sagte,
“Ruf aber
nicht den Hausmeister
Lege Brotkrümel draußen vorm Fenster
Läßt die rausfliegen.”
                                   Neoklassisch
Die weiche Linie strengt sich
An um nicht so neoklassisch zu sein.
Aber Fräulein Swift ging zum Mittagessen. Die
holten doch den Hausmeister.
Vier Mann.
Gerüstet wie Myrmidonen und
Töteten die Vögel.
Fräulein Munsterberg
Die erste amerikanische
Rilke-Übersetzerin
Sagte

“Was wäre wenn einer
Der Heilige Geist war.”
Fräulein Swift
Gerade zurück vom Essen,
Sagte
“Welcher.”
Aber das Gedicht ist noch nicht zu Ende.
Es geht immer weiter
Lange nachdem alle
Sich  eingenistet haben im Gelächter.
Die Ärsche
Hinter dem Papier
Lachen immer weiter.
HÖR MAL.
LACH NICHT.
DAS GEDICHT IST NOCH NICHT ZU ENDE.  Schmetterlinge.

Ich wußte dass Falter auftauchen würden
Denn Schmetterlinge sind die verlorene Seelen
Den irrenden Wind
Bildet das Fleisch
Woran wir uns erst in der Mitte des Gedichts klammern.
Seh, die Sterne  erblassen.
Es sind nur Schmetterlinge.
Lausche dem
Schrecklichen Klang ihrer ergreifenden Flügel.
Hör,
Das Gedicht ist nicht zu Ende.

Hast du jemals mit einem Vogel gerungen,
Du abwegiger Leser?
Jakob hat mit dem Engel gerungen.
(Denk an dieses Bild)
Oder mit dem Schmetterling
Hast du jemals mit einem Falter gerungen?
Sex ist nicht mehr wichtig.
Farben werden Flügel. Verse
Sollen ausgesprochen werden.
Ein Schmetterling,
Ein Vogel,
Ins Schwarze der Angst vor dem Tod getroffen.
Bläst,
Bird,
Bläst,
Sei,
Neoklassisch.
Läßt die Flügel sagen

Was Flügel meinen
Schrecklich und pur.

Das Pferd
Bei Cocteau
Ist ein neoklassischer wie auch apokalyptischer Gedanke.
Es schreibt all unsere Gedichte
Ist Gertrud Stein
Ist Gott
Ist der Nadel im
O gott, hilf uns
Es gibt kein anderes Wort
Oder der Schwert-As
Wenn man eine Karte zieht
Die den Tod prophezeit.
Oder Herz-Jack
Wenn wir uns an die Wahrsagerin klammern
Mitten im Gedicht.


“Und sind wird dann Engel, Bird?”
“Das versuchen wir ihnen gewissermaßen zu sagen, Jack
Es gibt erst Engel wenn
Du und ich sie blasen.”

Also singen
Bird und ich
Vor deiner Scheibe
Also sterben Bird und ich
Vor deinem Fenster.
Das ist die wunderbarer Welt des Dixielands
Verleugne
Diesen scheiß elenden Heiligen Geist.
Das Gedicht ist zu Ende.
Jetzt kann gelacht werden, Arschlöcher. Dies ist
Das Ende des Gedichts


*

(Schmitz)


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