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Martina Kieninger: sprachform symmetrie

Gedichte > Gedichte der Woche




sprachform symmetrie


und oben
bewohnt Entsetzen das Haus, starrt vom Dach
hochaufgerichtet. Spielt durch der Formen Fünf
formgenormter Fingerzahl,
wie'n Menschenspiel, der Finger heil'ge fünf'ne
Fingerzahl, Menschennorm, durch der urzeitformen Tiere
Formen spielt's wie. Starrt vom Dach der Hütte wie die.
Wie die Toten, die Ahnen, glotzen und starren, man
bricht ihnen die Beine, die Knochen, man schneidet ihnen. Es nützt
nichts. Schneide den Toten,
den Ahnen, es nützt nichts, breche die Knochen, die Beine, man schneide.
schneidet ihnen wie. Zur Erbauung im Zoo, den Kopf teilt man, teilt
durch die Augen. In Anzahl der Finger, der Dopplung zweifacher
Achssymmetrie schimmerts wie Mensch, teilt man, spalte den
Kopf durch die Augen, es schimmert, Zooerbauung der
Menschheit, teilt man
der Stufe, der Fischstufe - Fischform - Zwischen
entwicklung, des vielzellen Polypen Kopf sich
ausdifferenzierenden Kopf-
abschnitt in zwei zum Magen hinunter, man spalte
den Fisch, was heißt da schon Fisch, was heißt da schon Auge,
so gangungenau ist die
Umgangssprache umgangssprachlichen Zoowissens, ungenau
spaltet der Sprachbrauch die Welt
in Tintenfisch, Hydra, Polypen, Süsswasser
polyp vom Kopf bis zum Magen,
so streiten die Köpfe - heißts, die Zweikopfheit zur Erbauung von
Zoobesuch, Pflegbelegschaft und Zooteam erbaun sich
am Zweikampf der Köpfe um Nahrung des gemeinsam genutzten
Magens, die Köpfe, sie streiten.


Martina Kieninger: Sängerin an der Lampe. Leonberg-Warmbronn (Verlag Ulrich Keicher) 2006.

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