María Fernanda Palacios: (Was gab uns das Meer)
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Foto: Iñaki Zugasti
María Fernanda Palacios
Aus dem venezolanischen Spanisch von Carolin
Callies und
Geraldine Gutiérrez-Wienken
El mar nos dio esplendor y ceremonia
márgenes de realidad
la arena que resbala
el mediodía
el alma es esta pausa entre el calor y tu ternura
la orilla donde el presente se fija y se alimenta
el oleaje el salitre
maceran nuestra piel para esta pena
juntos hemos disipado el dolor
juntos convertimos la herida en un festín
aquí la ausencia sabe a fruta
y los muertos son esta suavidad que acoge nuestros cuerpos
este sopor que moja las memorias
y transforma la nostalgia en contento
juntos hemos cavado la fosa y la quimera
el mundo es esta luz que ciñe se propaga y ciega
el tiempo ya no importa
vivo y sueño
aún nos queda la casa
el sortilegio
y el mar que nos renueva
In María Fernanda Palacios: Y todo será cuento un día. La Cámara Escrita. Colección 5 en 5, Serie 1. Editorial Exlibris, Caracas 2011.
Was gab uns das Meer Feier und Glanz
viel Platz zum Spielen
feinrieselnden Sand
die Mittagsstunde
die Seele ist diese Pause zwischen Hitze und deiner Zärtlichkeit
das Ufer wo sich die Gegenwart niederlässt und isst
der Seegang der Salpeter
klopfen unsere Haut weich für dieses Leid
gemeinsam haben wir den Schmerz verjagt
gemeinsam haben wir die Wunde in ein Bankett verwandelt
hier schmeckt das Fernsein nach Frucht
und die Toten sind das Weiche das unseren Körper trägt
diese Schläfrigkeit die das Gedenken benetzt
und die Erinnerung an einst in Zufriedenheit verwandelt
gemeinsam haben wir das Grab und die Chimäre geschaufelt
die Welt ist dieses Licht das umkreist sich ausbreitet und blendet
die Zeit ist nicht mehr wichtig
ich lebe und träume
noch bleibt uns das Haus
die Zauberei
und das Meer das uns an Land spült
Aus dem venezolanischen Spanisch von Carolin Callies und
Geraldine Gutiérrez-Wienken
Aus Noch bleibt uns das Haus. Lyrik aus Venezuela. Aus dem venezolanischen Spanisch von
Nico Bleutge, Carolin Callies, Geraldine Gutiérrez-Wienken, Rainer René Mueller und
Hans Thill. hochroth Heidelberg 2018 / ISBN: 978-3-903182-19-6