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Ludwig Steinherr: No-Theater, spät nachts

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Ludwig Steinherr




No-THEATER, SPÄT NACHTS



Und plötzlich – zwischen Bad und Flur –
stehn wir auf einer Bühne –
Tragen No-Masken, die zu klein sind
für unsere Gesichter, uns einzwängen
und doch völlig verstecken –
Keine klassischen Masken
Masken des Augenblicks –
die uns trotzdem ihr Spiel aufzwingen –
Spielen wir Mann und Frau
oder zwei Dämonen?
Ein unsichtbarer Chor singt
und wir bewegen uns unter Zwang zur Musik –  
Die große Choreographie des Streits – der Zerstörung –
Und wir wissen nicht wie
das Spiel weiterführen und wie es beenden –  
Die Hand, zu den Augen geführt, spricht für sich selbst:
Geste für Tränen –  
Die ausgestreckten Arme:
Geste für Bitte –
Doch wer lehrt uns die anderen Gesten:
Geste für Mondlicht?
Geste für fallende Kirschblüten?


In Ludwig Steinherr: Alpenüberquerung. Gedichte. München (Allitera Verlag - Lyrikedition 2000) 2016. 204 Seiten. 19,90 Euro.

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