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Kathrin Bach: Zwei Gedichte

Montags=Text


Kathrin Bach


Zwei Gedichte





12A, RUE DES CLAIRISTES


1

ich deute auf die Hügel der Stadt
die wenn du sie genauer betrachtest
zu meinen Händen gehören
erst Fäuste dann ausgestreckt die Kuppen
wie Schaschlikspieße in Dächer gerammt


2

und suchst du Häuser auf
um dich abzukühlen denn innen ist es kühl
erwartet dich eine meiner mickrigen Hände
als Treppe


3

dann stehe ich am Marktplatz
und führe vor wie sich meine Hände
hineindrehen in die Dinge wie in einen Korken


4

in den Himmel seine Haihaut
die Algenpolster wo das Meer beginnt
die kleinen Häuser und die größeren
Taubenhälse, Seifen


5

und ich zeige dir wie ich wohne
mein Haus das korkt
und kühlt

(---)





KREUZUNGEN


du liegst auf dem Asphalt
als hättest du dich gerade nochmal auf die andere Seite gedreht
dein Rad ragt aus dir heraus
wie doppelte Arme, wie doppelte Beine
die Menschen gruppieren sich
wie Kissen, wie ein großer Deckenberg um dich
ich fahre nun jeden Tag an dir vorbei

das Mädchen, das vor meiner Haustür stürzt
die Schreie aus seiner Kehle, weit hinten,
wie Blut das Taschentuch vor seinem Mund einfärbt
ein kleines Quadrat im großen, das wächst
ich sehe das Mädchen nun jeden Tag

die Wohnung, in der ich wohne
die Räume, in denen ich sitze
die Wohnung darüber, in der andere wohnen
das Haus neben dem Haus, in dem ich wohne
Hotels, ihre Zimmer, ihre Flure
Kliniken, ihre Zimmer, ihre Flure
die, die wach sind, während ich schlafe


Aus Kathrin Bach: Schwämme. Gedichte. Köln (parasitenpresse Bd. 037) 2017. 14 Seiten. 6,00 Euro.

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