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Jorie Graham: Geschichte

Gedichte > Gedichte der Woche



Geschichte


Aber im Mythos, am Beginn unserer Welt
will Stoff (Gott x)
weiterschlafen.
Er (es ist ein er) widersteht der Erregung. Ein Krieg folgt. Ein Waffenstillstand
                                                                                          (wir) (jetzt)
und er muß sich mit der Veränderung (es ist eine sie) vermählen,
beginnen muß die lange Entwicklung deren jeder einzelne Schritt jetzt, genau jetzt ist,
ein sonderbares schmales Haus
aus dem sich das große Mädchen herausdreht.

Dreh dich, dreh dich, das ist die Arznei, sie wird dich gesund machen ….

Wo wir jetzt sind, hat sie den hellen schnellen Teil getan, die Spule ist lang schon
zersprungen.
Sie ist tief in der Späte jetzt,
sie zieht sich aus.
Sie steht im Offenen, umringt von Photographien dessen was
geschah und einen Platz in Anspruch nahm.
Sie will fühlen was sie jetzt sieht.
Was sie sieht ist er, der alte König.
Ihr Blick zu ihm hinüber Worte gegen eine Wand geschleudert.
Das Ding das wir Nichts nennen der Schlaf der ihn umgibt.
Das Geheimnis des Intervalls -ihr Druck, seine Weigerung -was wir
Liebe nennen.
Hier sind sie jetzt: hier ist die Stimme die
die Wörter
zu umgeben sucht.
Und hier: die Wörter die aufzuwecken suchen
was sie umgeben möchten.
Wird sie seiner Weigerung jemals müde?
Wird er jemals wieder wach und sich hinauslehnend wiederum
sie gebären?
Oh Geist adieu -Ihr könnt nicht heben
Euer Haupt das kühl auf blumig Gras gebettet liegt -
nur ist's nicht Gras mehr, oder doch, bloß sub-
atomare Elemente et cetera - gehabt Euch wohl denn!
Könnten wir ihn wieder wecken?
Könnten wir ihn weiter aus seinem Dämmerschlaf erregen?
Der Baum ist «grün». (Dies die Arznei.)
Der träumerisch ausgestreckte Arm ist tatsächlich .... (dich gesund zu machen)
Sieh wie sie hebt und ihn dann fallen läßt jeden ihrer Schleier -
ist dies Gerechtigkeit? ist sie dies?
Eine Stimme ist hinter der Tür zu hören.
Oh was wird ihn in Bewegung bringen, welchen Mangel kann Platz
verspüren?
Dort draußen: blick in den Abend hinauf der uns jetzt
umgibt,
was kannst du sehen, was hat sie zu zeigen
nach all den Jahrhunderten dieser Entkleidung? Geduld? Verlangen? das Ding die
Form genannt?
Wie lange kann das weitergehn?
Was ist darunter das ihn endlich wecken könnte -die Furcht Gottes?
die Erklärung der Furcht Gottes?
Und danach?
Und wenn sie nackt ist jetzt, was könnte sie noch ausziehen
als nächstes?
und was wird dann Liebe tun?


Englischer Originaltext
(1991)


Jorie Graham: Region of Unlikeness - Region der Unähnlichkeit. Gedichte Amerikanisch Deutsch übersetzt und mit einem Essay von Werner Hamacher. Basel & Weil am Rhein (Urs Engeler Editor) 2008. 218 S., 28,00 Euro.

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