Johannes Witek: Erde
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Johannes Witek:
Erde
Und er
erkannte
dass, was
er für seine Geschichte,
für seine
Siege und Niederlagen,
für sein
Warten durch die Monotonie
des
Alltags gehalten hatte,
dass das
alles wie ein Haus war
aus dem
man einfach
hinausgehen
konnte
und er
erkannte dass,
wonach er
sich sehnte,
dieses
Hinausgehen war
und wonach
er sich sehnte
war das:
Sonne,
Wasser, Gehen,
Atem,
Ruhe, Schlaf,
Stille
sowie
diverse
namenlose
Dinge
also
verließ er nach einem
Leben in
den Städten
das, was
bisher sein Leben gewesen
war
und er
fand ein Stück Land
mit drei
Strahlen Licht
und eine
Frau
mit einem
riesigen Arsch
die ihm
den ganzen Tag am Oasch ging
und mit
der er jede Nacht Liebe machte.
Morgens
erhoben sie sich mit der Sonne
und die
Stille des Landes
wurde zur
Stille in ihm,
sie
isolierte seine Gedanken und schuf
Platz
zwischen ihnen
und er
dachte: Witzig,
was ich
für mein Ich halte
befindet
sich hinter meinen Augen
und bewegt
sich mit mir im Raum hin und her
wenn ich,
sagen wir, durch ein leeres Stiegenhaus laufe
geht es
mit mir
die
Treppen hinunter
und
befindet sich einen Augenblick auf dieser Treppe
den
nächsten zwei Treppen weiter unten
und doch
existiert das ganze Stiegenhaus nur
weil ich
es wahrnehme
ist also
in mir,
was also
bin ich,
das hinter
meinen Augen
oder der
Raum um mich herum?
Und als er
das dachte
wurde es
noch stiller in ihm
(und auch
um ihn)
eine
Stille, die ihn nicht mehr verließ
sie war
immer da,
auch bei
seinen Expeditionen in die Welt,
sie war da
am Times Square in New York
und auf
einem Basar in Istanbul,
sogar in
der Wiener U-Bahn ging es nicht weg
und seine
Augen waren ruhig und weit und klar geworden
sie
leuchteten wie beschissene Suchscheinwerfer
und als
die Menschen ihn fragten,
was er
genommen hatte,
sagte er:
"Grenzen.
Keine Grenzen
mehr!"
und als
die Menschen sahen, dass er nichts von ihnen wollte
boten sie
ihm Geld für das
was er
hatte
aber er
sah sie nur an und
sagte:
"Geld.
Ja, Geld
..."