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Johanna Hansen: lotterie

Gedichte > Lyrik heute
Johanna Hansen

lotterie


die jahre. in denen wir unsere erinnerungen für
souvenirs hielten. die wir aus der glückstrommel
zogen. entdeckungslust auf den lippen.
unbeschwert mäandernd. selbst wenn unsere
vorhaben aufflogen. die scharf gestellten jahre.
die sich schneebeeren durch zweige und äste
reichten. während wir lektionen lernten an einem
realen ort. zu einer realen zeit. die jahre. die so
dicht beieinanderlagen. dass ich die jahre. in
denen ich nach unten sah in einen zauberspruch.
von dem ich oben süße abtrug. bis meine nackten
sohlen wussten. wohin sie gehen wollten. fast
vergessen habe. die jahre. in denen die gletscher
zu schmelzen begannen und wir die innenwände
von wirbelstürmen ausmaßen und jeden zellkern.
das jahr. als wir damit aufhörten. einander zu
begegnen. uns fieberhaft ansteckten mit der
sicherheit eines lebens in berührungslosigkeit


Aus Johanna Hansen: zugluft der stille/schneeminiaturen. Dortmund (edition offenes feld) 2020. 96 S. 17,50 Euro.


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