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Johanna Berger / Albertina: sagnichtnichts

Rezensionen/Lesetipp > Rückschau

Sonja Crone

sagnichtnichts / Der Film. Buch, Regie & Produktion Johanna Berger. In Co-Produktion mit der Albertina. 2021. Länge 12:34

sagnichtnichts – der Gedichtefilm


Schon der Titel der neun Gedichtfilme sagnichtnichts weckt Neugier auf das, was folgen soll und zeigt Johanna Bergers poetisches Talent. Großes Thema der Gedichte ist das Leben als Fest der Liebe; Liebe in ihren unterschiedlichen Spielarten und Facetten. Von modernen Möglichkeiten der Beziehungsgestaltung über Plattformen wie Tinder bis zu Anspielungen auf Klassiker der Welt-Liebesliteratur ist alles dabei; vom frisch Verliebtsein, bis hin zu gescheiterten Beziehungs- und Kommunikationsformen. Die Liebe, als eine in der Literatur häufig anzutreffende Gegenstandswahl, wird hier jedoch sehr originell umgesetzt.

Die Texte und Videos kreieren zumeist eine leichte und schwebende Atmosphäre. Sie haben zugleich eine klare Struktur und sind dennoch voller origineller Metaphern und Symbolik. Sie sind außerdem sehr gut und professionell gefilmt und gesprochen. Es eröffnen sich poetische Wortlandschaften, die untermalt werden von den ästhetisch ansprechenden Videos. Die Gedichte haben Tiefgang, humorvolle Pointen, Spannungsbögen sowie intelligente und überraschende Reime. Die Metaphern und Vergleiche sind korrespondierend zu den Videos ebenso sehr malerisch. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Vers aus meinen poren tropft es blau aus dem Gedicht lysander. Die Anspielung auf Shakespeares Sommernachtstraum ist ein gekonntes Spiel mit Motiven der Weltliteratur und unterstreicht durch diese Anspielung noch einmal mehr die somnambule Atmosphäre der Gedichtfilme, da die Rezipierenden zugleich an die Traum-landschaften bei Shakespeare erinnert werden.
      Im Gedicht lysander wird zudem ein klassisches Symbol für die Sehnsucht, die Farbe Blau, nirgends plakativ, sondern sehr facettenreich und komplex eingesetzt.
       Das gleiche gilt auch für die Reime, die nie oberflächlich alleine am Klang orientiert sind.

Form und Inhalt der Gedichte und der Filme ergeben fast in allen Gedichtfilmen ein stimmiges Ganzes und so wird das Leichte, das Schwebende der meisten Texte und Videos folgerichtig im Gedicht stillstand zu einer bedrückenden und irritierenden Atmosphäre, die die Destruktivität der Beziehung deutlich spüren lässt. Hier hätte jedoch auf den Reim verzichtet werden können, um das Destruktive noch stärker hervorzuheben. Bis auf diesen kleinen Kritikpunkt, überzeugt die Arbeit von Johanna Berger und ihrem Team.

Basel, 18.11.2021


Regie / Idee / Produktion
Johanna Berger
Spiel / Stimme / Text
Johanna Berger
SpielerInnen  
Elisabeth Berger, Pilar Borower, Nico Dorigatti
Lenya Gramß, Peter Fasching, Manuela Kavka
Assistenz Regie / Produktion
Pilar Borower
Kamera / Schnitt
Albin Wildner
Tonaufnahme
Peter Fasching
Grafik
Christine Brameshuber
                               
Hier der Film sagnichtnichts https://www.youtube.com/watch?v=8Y5NdXdvv8Y
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