Direkt zum Seiteninhalt

Jan Skudlarek: Woyzeck - 34 Gedichte, Teil 1

Montags=Text



Jan Skudlarek

Woyzeck - 34 Gedichte


Teil 1





eine zärtliche spezies



großmutter. hineinfallen in ihre kasernenhände.  bis das holz
krepiert. so apoplektisch


richtet der himmel sich auf. wahrlich, es stinkt. und du, bleib
doch so am waldsaum


eines unteroffiziers ungebührlich.  mutter singt im wirtshaus,
eine schläfe rostig. und muskeln bewegen augen


zuweilen zieht der puls an


( --- )




mir schauert das blut



wir,  gelähmt  wie  steine.   ach,  herr.   dann  erscheint  marie,
zärtlich ertrunken am fenster


mein teich wird immer ökonomischer. zuweilen bin ich eiskalt.
das messer in den marktschreier hineinzuschlagen


erschöpft vom schnaps


( --- )




die sozietät der teufel


daß   mücken  vorbeitanzen.   hörst du es?   selbst der wind ist
dann ruhig


ganz aufgedunsen der garten. allenthalben sind irdische teufel
am schenkel totzuschlagen. schwindlig ist meiner hand


ein kind murmelt hirnwürtig


( --- )




das halsband, bespiegelt


eine weiße katze manifestiert sich nebelgrau. ich behüte sie,
betäubt


ein budenbesitzer singt den mond an. menschen explizieren
ihre standpunkte, es stinkt.


marie kommt durch die haustür geregnet.  aufgeregt,  etwas
blutig


langsam bin ich kreideweiß


( --- )




die großen figuren geigen schlecht


marie! franz verwelkt schon im schlaf. ganz faul stinkt sein
mund im allgemeinen


der kasernenhof verliert seine muttersprache.  wahrhaftig –
deine seele ist ein leierkasten


der hauptmann verwandelt wein in pisse


( --- )




unserereins wälzt sich im schlaf


meinetwegen sonnenstrahlen. marie zuckt deutlich zusammen
als der arme baron sie anredet


im  affekt   blättert   ihre   haut  nochmals. ein vierteljahr  lang
glänzen zitronen


was können wir dafür
.  wenn  keiner  guckt,  betasten wir  den
mond


der baron greift sich ans herz, dunkelblau


( --- )




der doktor keucht drauflos


unregelmäßig wachsen neue himmel nach. ich sehe morgentau
auf den gesichtsmuskeln,


menschenfleisch und geigen. die dienstmagd und ihr bedürfnis
es
riecht nach harnstoff, geehrtester


der sommer schüttelt uns alle ein stückchen durch


( --- )




geehrtester, wohin starrt dein fenster


hübsch  bin  ich  wohl.  mein mund pressiert sich auf deinen,
marie


melancholisch  wollen  wir  tanzen zur gewöhnlichen  musik.
ganz schwindlig wird mir, mädchen


mein pistolchen gedenkt deiner wesenheit! so viel jägerei mit
großen schritten. mein kind, ich spürs


willst du mich hinausräuchern aus meiner selbstaffirmation


( --- )



sonntagswetter, jawohl


der   herrgott  philosophiert   am   fenster.  alle sonnenstrahlen
fallen hyperoxydul herunter


die blutwurst und der schnaps,  marie. auf nichts sonst kommt
es den menschen an


vielleicht noch die liebliche,   liebliche unzucht.   experimente
unwissenschaftlicher natur


zuweilen bist du schön wie eine bibel


( --- )




die nacht ist ein verschüchter kasus


sag   jawohl  zum  sand,  marie.  hörst  du  meine  stimme, ihre
wirkung ist nachgewiesen


in der kammer vegetieren muskeln. weibsbilder wie von einem
soldaten geträumt


doktor freud  taucht   auf.   er bringt eine ewigkeit unter uns zu.
unser sterben umfaßt uns zärtlich


und die großmutter singt salzsaures


( --- )




organischer betrug


am kanaillenvögele. fall erst ab von deiner totsünde, schwester.
damit ich ordentlich greifen kann, was da ist


an    menschenfleisch.    die   dienstmagd,   den   tambourmajor.
kamerad, die welt ist ein kompliment


interessante dinge gefunden im gebüsch.   köpfe, schwermütige
kleider


wir geben uns einander hin mit zitronenfingern


( --- )




bist du mein paris


in der nacht das planetarische ansehen. mit stolz und zuweilen
etwas angst


verklärt sich die individualität im schatten. wir fallen über die
lippen der zuhörer her


marie ist vielleicht blind,  doktor freud ein kostümierter teufel.
jedoch geistig bleiben wir


unsterbliche repräsentationen


( --- )

Zum Teil 2


Zurück zum Seiteninhalt