Direkt zum Seiteninhalt

Herbert Hindringer: Zündschnurstracks / Grüß Göttin

Montags=Text
Herbert Hindringer

Zündschnurstracks / Grüß Göttin



Zündschnurstracks

Ich will, dass mein Herzschlag
im Radio gesendet wird

während die Sonne untergeht
dass ich nicht am Leben bin

wenn jemand beim Ficken rauchen will
dass ich aber doch ein Feuerzeug besitze

dass jede Träne Deutschlands
über meinen Körper rinnt

dass ich beide Halbwahrheiten kenne
und die Zukunft des Scheiterns abhefte

dass Scheinheiligkeit zu Schnee wird
der auf die Köpfe der Scheinheiligen fällt

wie ein Flugzeug auf eine Fliege
dass mein Geduldsfaden blau ist

wie ein Hotel aus Legosteinen
das höher ist als die Nacht

dass Chöre mit Wind in den Haaren
rückwärts singen und die Fahrstühle zurück-

kehren aus den Geburtsorten der Henker
dass die Augen vor den Ohren sterben

ich will das Flattern der Vögel als Fade-out
wenn das Scheitern der Zukunft

neben ihnen in der Luft liegt
 



Grüß Göttin

für Elke Engelhardt

Im Wald da brennt noch Licht
die Auferstehungen laufen rund

um die Uhr, der Rückweg
ins Hiersein führt

an unbenutzten Grüßgotts vor-
bei, der einzige Himmel

den man hier anfassen kann:
Musikstücke

zu denen Libellen einschlafen
gespielt unter abstürzenden

Flugzeugen, der Regen
fällt gerade aus

wie ein Treppenhauslicht
leere Hände

flattern durch die Luft
der ungerade Regen fällt

in Einweghandschuhe hinein
und füllt Formulare aus

eins gegen Glasknochen
zwei gegen den Uhrzeigersinn

und drei für die Hoffnung
tödlich beleidigt zu sein

falls der Himmel doch noch nicht voll ist


Zurück zum Seiteninhalt