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Dominik Dombrowski: Serenade

Gedichte > Gedichte der Woche




Serenade


Als sie sich kennenlernten hießen die Tanzcafés
IN THE MOOD & sie tanzten sich zu
IN THE MOOD in the mood / in den Flitterwochen versuchten sie die Fische
in einem Bach mit den Händen zu greifen / sie nannten sie Gedanken

da sie ihnen immer wieder entglitten als sie heirateten / sahen sie fern
die Astronauten wie unter Wasser gehen / auf dem harpunierten Mond
da legten sie sich ins Bett & es ging ihnen ein Erdenkind  ins Netz

Nah der silbernen Hochzeit wurde ihm das Gaumensegel entfernt
da lagen sie stumm im Morgen & kämpften / Hand in Hand
um die Erinnerungen an die frisch auskühlenden Träume

bis er langsam ertaubte & sie ihn immer öfter vergaß / da floh er
nachts in den Wald / nachdem er die Küche  über & über
mit Zetteln beklebt hatte / darauf stand dann zum Beispiel Uhr

auf der Uhr oder Tisch auf dem Tisch oder Kühlschrank am Kühlschrank
oder Fisch auf dem Fisch / im Wald fühlte er sich plötzlich wie am Grund
eines Sees denn er hörte nicht das Rauschen der Bäume & der Mond

glich einer Lampe an der Stirn eines  reglosen Tauchers / als er heimkehrte
hatte seine Frau einen tiefgekühlten Fisch im Mund / & sprach zu  ihm
sie könne deshalb nun nicht mehr reden & er spitzte die Ohren

als sie erklärte einen Gedanken gefangen zu haben / verstand er sie sofort
& schrieb seinen Namen auf / einen der Zettel & faltete ihn zu einem
winzigen Schiff & warf es aus dem Bullauge gegen die Wellen der Nacht


Dominik Dombrowski: Fremdbestäubung. Köln (parasitenpresse) 2014.     

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