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Christoph Szalay: waehrend

Gedichte > Gedichte der Woche


waehrend

Rodney Graham: Waldrand.
Videoinstallation (Farbe, Ton). 8'05''. 1999.


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was also bleibt, fragst du, wenn du ins halbdunkel trittst und was
verschwindet. was, fragst du, sollte es geben und was nicht. was
sollte es unwiderruflich geben, sollte unwiderruflich verfuegbar
sein und was nicht. eine kindheitserinnerung vielleicht, denkst
du. tage an der triestiner kueste, die rueckfahrt durchs grenz
gebiet, vom letzten winter geknickte baeume, vielleicht.
vielleicht jene stellen, an denen die lichtkegel den waldrand
erfassen, vielleicht den versuch, umschlagplatz zu uebersetzen,
vielleicht die aussage, das ist ein deutsches wort.


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das wissen um einen anfang sollte es geben. den versuch eines
endes und die richtkraefte dazwischen, sollte es geben. die
moeglichkeit zur revision, vielleicht. einen feldweg und einen
hof, an dem dieses endet, das gras knapp unter der narbe,
vielleicht. eine statistik, vielleicht, die sagt hundertunddrei
haeuser. dreihundertundneun einwohner sind es gewesen. oder
so kommt doch bitte mit, auch wenn es durch wegloses gelaende
geht.
bodo hell: nachsuche. wien: edition krill 2012.


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heimat also, das nennst du immer die anderen. oder was sind
deine strategien, genuegend zeit vergehen zu lassen. einzelne
abschnitte zu ueberspringen. eine entscheidung zu treffen, was
erzaehlenswert ist und was nicht. wo also sind die stellen, an
denen motoroenlaerm die stille schneidet, an denen du von
sammelplaetzen, wartehallen, endstationen schreibst. an denen
du schreibst es wird leichter, wenn ich in bewegung bin. wenn
ich zwischen zwei orten verschwinde. auf einer reise verloren
gehe.


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zaehlen also beginnt immer bei den sternen. data starts with the
stars
– All that is solid melts into data. Boaz Levin, Ryan
Jeffrey. Tel Aviv, Berlin, New York. 2014.

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(Christoph Szalay: unveröffentlicht, 2014)

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