Armin Steigenberger über Büchner
Armin Steigenberger
Was ist das, was in uns lügt, mordet, stiehlt?
Zum 200. Geburtstag von Georg Büchner
Wir verdanken Georg Büchner Sätze wie „Ich glaub, wenn wir in den Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen“ oder „Ich weiß wohl – die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eigenen Kinder“ oder „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. Es liegt mir auf der Zunge zu sagen: Oft kopiert, nie erreicht. Georg Büchner ist sehr häufig das Original.
Im Literaturhaus Darmstadt, dritter Stock, hängt das Porträt eines Mannes an der Wand, der einer der bedeutendsten Dichter des Vormärz war. Dort trifft sich heute die junge Literaturszene zu Kursen bei Kurt Drawert und Martina Weber: im Zentrum junge Literatur. Karl Georg Büchner war ein Kind dieser Stadt. Am 17. Oktober 1813 in Goddelau geboren, damals Großherzogtum Hessen, als erstes von acht Kindern, von denen zwei kurz nach der Geburt verstarben, zog die Familie 1816 nach Darmstadt. Büchner wurde nur 23 Jahre alt, ist berühmt für Dramen wie Woyzeck und Dantons Tod und die Komödie Leonce und Lena, nach welcher auch einer der bedeutendsten Lyrikpreise Deutschlands benannt ist. „Georg Büchner gilt in der Literaturkritik als ein spät entdeckter Wegbereiter der Moderne.“ (Werner R. Lehmann)
Als Jugendlicher las ich seine Erzählung Lenz, von der ich sofort sehr angetan war; es war einer der Texte, die mich maßgeblich beeinflusst haben. Sätze wie „Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nicht's am Weg, bald auf- bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, daß er nicht auf dem Kopf gehn konnte“ gingen mir als Jugendlichem durch Mark und Bein. Es gibt Stellen in diesem Text, die mich bis heute beschäftigen, die mich so beeindruckt haben durch ihre intensive, virtuose Sprachkraft. Der Text ist einzigartig in seiner Brillanz. Er beinhaltet waghalsige, suadeske Monstersätze mit inniger, ganz eigentümlicher Melodie. Nur manchmal, wenn der Sturm das Gewölk in die Täler warf, und es den Wald herauf dampfte, und die Stimmen an den Felsen wach wurden, bald wie fern verhallende Donner, und dann gewaltig heran brausten, in Tönen, als wollten sie in ihrem wilden Jubel die Erde besingen, und die Wolken wie wilde wiehernde Rosse heransprengten, und der Sonnenschein dazwischen durchging und kam und sein blitzendes Schwert an den Schneeflächen zog, so daß ein helles, blendendes Licht über die Gipfel in die Täler schnitt; oder wenn der Sturm das Gewölk abwärts trieb und einen lichtblauen See hineinriß, und dann der Wind verhallte und tief unten aus den Schluchten, aus den Wipfeln der Tannen wie ein Wiegenlied und Glockengeläute heraufsummte, und am tiefen Blau ein leises Rot hinaufklomm, und kleine Wölkchen auf silbernen Flügeln durchzogen und alle Berggipfel scharf und fest, weit über das Land hin glänzten und blitzten, riß es ihm in der Brust, er stand, keuchend, den Leib vorwärts gebogen, Augen und Mund weit offen, er meinte, er müsse den Sturm in sich ziehen, Alles in sich fassen, er dehnte sich aus und lag über der Erde, er wühlte sich in das All hinein, es war eine Lust, die ihm wehe tat; oder er stand still und legte das Haupt in's Moos und schloß die Augen halb, und dann zog es weit von ihm, die Erde wich unter ihm, sie wurde klein wie ein wandelnder Stern und tauchte sich in einen brausenden Strom, der seine klare Flut unter ihm zog. Hier kündigt sich das Leiden eines Menschen an; man weiß, das nimmt kein gutes Ende, das kann kein gutes Ende nehmen. Denn das war keine altbackene Schrift „aus dem 19. Jahrhundert“, das war eine der aufwühlendsten und empfindsamsten Texte, die ich bis dahin gelesen hatte. Der Text „machte etwas auf“ in meinem Denken, zumal es den ganzen Horror, die psychischen Auf‘s und Ab’s dieses ekstatischen, inspirierten Menschen beschreibt, was er subjektiv durchlebte und durchlitt, in summa ein Krankheitsbild, das heute paranoide Schizophrenie genannt wird. Höhenflüge neben innigstem Hingerissensein, gleich daneben Gefühlshöllen und Wahnsinn. Büchner gab Einblick in die letzten Tage des Stürmers und Drängers Jakob Michael Reinhold Lenz – den abgewiesenen, verrückt gewordenen, heimatlosen, versprengten, „zerfetzten“, klugen, jungen Geist.
Lenz ist in mehrerer Hinsicht eine Pionierleistung. Die präexpressionistische Sprache, in rohen Farben wüst schillernd, dann wieder ungeheuer minutiös und detailgenau, nahm sehr viel vorweg, ähnlich dem jungen Rimbaud, der knapp 60 Jahre später z. B. mit seinem „trunkenen Schiff“ eine bizarre, nie erreichte, völlig groteske „protosurrealistische“ Bildwelt erschuf. Lenz ist für mich ein oft gelesener Kraftquell. Überhaupt das Innenleben eines Menschen aus einer derart radikalen Ichperspektive zu schildern, mit den Mitteln des unzuverlässigen Erzählers, wurde bis heute zwar häufig ebenso unternommen, ist heute sehr in Mode, vermutlich millionenfach kopiert, aber hier haben wir wieder einmal das Original.
Doch Büchner grub noch tiefer. Der junge Gelehrte, der erst in Straßburg vergleichende Anatomie studierte, später in Gießen Medizin, interessierte sich für Schädelnerven, studierte auch das Verhalten der Menschen, das Menschliche und Unmenschliche. Er ist Materialist, er untersucht Gehirne, wo andere religiösen Wahn vermuten. „In Georg Büchner vollzieht sich, wie kaum sonst, die Verbindung von Poesie, kritischer Intelligenz und naturwissenschaftlich-analytischer Leiden-schaft.“ (Werner R. Lehmann). Ein Mensch mit großen inneren Widersprüchen. Büchner lässt sich nicht mit einem eindeutigen Etikett versehen. Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht, heißt es in seinem Woyzeck.
Vor allem politisch war der junge Mann Freigeist. Die Schikanen der Obrigkeit an ihren Untertanen bekam er in Gießen hautnah zu spüren. In Straßburg erlebte er den Empfang der geschlagenen Generäle des Aufstandes der unterdrückten Polen, die von den zaristischen Truppen geschlagen wurden.
So verfasste er 1834 die Schrift Hessischer Landbote, ein Vormärztext par excellence. Friede den Hütten! Krieg den Pallästen!, ist der wohl bekannteste und am häufigsten missbrauchte Slogan aus dieser Schrift. Praxisnah und leidenschaftlich entwickelt Büchner in dieser anschaulichen, gemeinverständlichen Schrift, woran alles krankt; schonungslose Zahlen zeichnen ein Ausbeutersystem, das allein auf Profit angelegt ist, berichten über das Ausmaß der Unterdrückung, in nüchternen, unverhohlenen Eckdaten.
Die allgemeinen fixen Ideen, welche man die gesunde Vernunft tauft, sind unerträglich langweilig. So heißt es bei Büchner. Ein glasklarer Kopf, der weiß, was er will, stemmt sich gegen seine Zeit, gegen die Schwärmerei, das Wegsehen und Augenverschließen, gegen die Zeit nach dem Wiener Kongress. Und gegen den Idealismus, der im Grunde nichts als die philosophische Manifestation der alten Ordnung ist. Die industrielle Revolution hatte längst begonnen, die Räder des Frühkapitalismus drehten sich längst; in Übersee wuchsen bereits die großen Firmen aus dem Boden, die Arbeiter ausbeuteten, ihnen alles nahmen, um sie in Betrieben zu versklaven. In Ordnung leben heißt hungern und geschunden werden. Wer sind denn die, welche diese Ordnung gemacht haben, und die wachen, diese Ordnung zu erhalten?, fragt Büchner in der Juli-Fassung des Hessischen Landboten.
Er will aufräumen mit den Lügen, mit dem Kopfeinziehen vor den Tyrannen und ist seiner Zeit voraus. Er stemmt sich gegen das System, gegen die Ordnung. So ist sein Leben dem des jungen Schiller sehr ähnlich, der mit 18 Jahren seine Räuber schreibt, dessen zweite Auflage von 1782 ein Löwe mit dem Schriftzug In Tyrannos! ziert, Gegen die Tyrannen, was als Anspielung auf Herzog Karl Eugen von Württemberg verstanden werden konnte; das Motto war der Titel einer verloren gegangenen Streitschrift Ulrich von Huttens. Ein einziger Aufwiegler taugt manchmal mehr als alle Abwiegler zusammen, schreibt Büchner.
Gedanken, die mit Taubenfüßen kommen, lenken die Welt, schrieb Nietzsche in seinem Zarathustra – ein Satz, der zu Büchner passt. Nietzsche war gewiss weder Demokrat noch hatte er sozialreformistische Ideen. Auch Goethe erhob als junger Autor seine Faust gegen die Fürsten; allein der Prometheus verkündet junge, demokratische Ideale der beiden Stürmer und Dränger.
Büchner vertiefte sich ins Studium der Originalreden aus dem französischen Nationalkonvent, um so genau wie möglich die Reden von Danton, St. Just und anderen erstehen zu lassen, eine für seine Zeit innovative Arbeitsweise. An seine Eltern schreibt er: „Der Dramatische Dichter ist in meinen Augen nichts, als ein Geschichtsschreiber, steht aber über Letzterem dadurch, dass er uns die Geschichte zum zweiten Mal erschafft: und uns gleich unmittelbar, statt eine trockene Erzählung zu geben, in das Leben einer Zeit hinein versetzt, uns statt Charakteristiken Charaktere, und statt Beschreibungen Gestalten gibt. Seine höchste Aufgabe ist, der Geschichte, wie sie sich wirklich begeben, so nahe als möglich zu kommen. Sein Buch darf weder sittlicher noch unsittlicher sein, als die Geschichte selbst. ( ... ) Ich kann doch aus meinem Danton und den Banditen der Revolution nicht Tugendhelden machen! Wenn ich ihre Liederlichkeit schildern wollte, so mußte ich sie eben liederlich sein, wenn ich ihre Gottlosigkeit zeigen wollte, so musste ich sie eben wie Atheisten sprechen lassen.“ ( ... )
Büchner hat mir in mehrerer Hinsicht die Augen geöffnet, was Literatur alles kann, was Sprache aufbrechen, wie Sprache hinter die Fassaden des Alltäglichen blicken kann; wie sehr sie bisweilen den Schleier hebt und uns zeigt, was sich dahinter verbirgt. Büchner blickt nicht nur hinter die Kulissen, er schaut dem Weltgetriebe beim Welt-Treiben zu. Aber eben nicht mit glühendem Hass, sondern mit nüchternem, gefassten, analytischem Auge: Was passiert da? Was passiert mit unserer Welt? Und so ist der Hessische Landbote nahezu frei von unsachlicher Polemik, von doppelzüngiger Hetze und propagandistischem Getöse: gerade das imponierte mir als jungem Autor: Dieser vergleichsweise ruhige, kaltblütige Ton, der dennoch leidenschaftlich ist.
Die Versuchung wäre doch so groß, sich auf sein eigenes Ressentiment zurückzuziehen, auf die persönliche Kränkung, wo man in seiner Wut nicht mehr unterscheiden kann zwischen differenzierter Berichterstattung und billiger Meinungsgma(s)che. Die Versuchung wäre doch so groß, blindlings herauszubrüllen, was einem angetan wurde („ein Unterdrückter darf alles, denn er muss sich wehren“) – und wird in diesem Fall leider häufig empfänglich für billige, einseitige Phrasendrescherei, für die halbe Wahrheit. Und offeriert somit Versatzstücke dessen, was dem Gegenüber angelastet wird: Verkürzung der „objektiven“ Inhalte sprich Selbstgerechtigkeit sprich Unredlichkeit sprich Manipulation, die per Eskalation Stück für Stück in die Gewaltbereitschaft münden. Ganz als ob man als Unterdrückter ein Recht zur Hysterie, zur Unsachlichkeit, zur Paranoia gepachtet hätte. Man kann es freilich verstehen: Die Umstände treiben einen dahin.
Das Ziel des Angriffs bekommt so gesehen nie eine Chance. In Michael Moores filmischen Dokumentationen (z. B. Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte) fühle ich mich gelegentlich mit unlauteren Mitteln zu einer vorgegebenen Wahrheit hinverführt, hinerzogen; und auch wenn Büchner zuspitzt, auch wenn er gelegentlich ein wenig den Bogen überspannt, so bleibt er doch ehrlich, lässt nichts aus. Der Hessische Landbote ist eine Streitschrift, die in Flugschriftformat ihre Argumente vorbringt; gelegentlich funkelt etwas Polemisches auf, manchmal wird eine Pointe platziert. Es ist dennoch nirgends schwarzweiße Hetzpropaganda; soweit lässt er sich nicht herab. Die Juli-Fassung ist reißerischer.
Bei Büchner bekommt der Unterdrücker zunächst eine Chance, deshalb ist dessen Fallhöhe hier dementsprechend hoch. Der Sturz wird umso tiefer sein, wenn er nicht von vornherein verurteilt ist. Seine Dramen entwickeln mehrfach die Genealogie „bösartiger“ oder „gemeingefährlicher“ Persönlichkeiten; er beschreibt die „Banditen“ der französischen Revolution – jedoch immer jenseits einer holzschnittartigen, billigen Moral, welche z. B. lautet: „Alle Reichen sind böse Menschen“. Genau das macht diesen Autor für mich interessant.
Und dennoch ist Büchner eine schillernde, widersprüchliche Figur. Der klare Verstand ist schwärmerisch und ideologieanfällig, der objektive Analytiker, in seiner Weitsicht kurzsichtig und verzehrt sich nach Revolte, der ernüchterte Utopist, obszön und prüde, der kühle Intellekt ist prinzipienstreng und „ultrahocherhitzbar“ zugleich. Büchner ist demzufolge Zuschreibungsfläche für allerhand widersprüchliche Etiketten wie Sonderling, Dandy, Erotiker, Sensualist, Anarchist, libertärer Frühkommunist, plebejischer Realist. Wohlwissend um die Verkürzung dieser Prädikate habe mit einer seltsamen Mischung aus Bewunderung für einen mutigen, kühnen Menschen und Nachsicht für einen glühenden Jugendlichen zum legendären Konterfei eines Kollegen im Flur des 3. Stocks des Darmstädter Literaturhauses hingeblickt.
So weit so gut. Aber jeder Essay braucht doch eine unkonventionelle Theorie. Hier ist sie:
Ich behaupte, dass Georg Büchner sich mit Typhus nicht zufällig infiziert hat. Man wollte ihn aus dem Weg schaffen; denn wer schon mit 23 Jahren so an den Grundfesten der damaligen Weltordnung zündelt – was tut der erst, wenn er 33 ist? Oder 45? 56? 67? Und noch viel mehr Fans und Freunde um sich geschart hat? Wenn er peu à peu an Macht dazugewinnt? Büchner hätte, wäre er ein Kind unserer Jetztzeit und der Stand der Technik da gewesen, einen Flashmob sondergleichen veranstalten können. (Wie viel Prozent der sozialen Medien, die uns heute so selbstverständlich vernetzen, gehen eigentlich auf den Einsatz Georg Büchners zurück?) Um meine These zu untermauern, müsste man nun ganz georgbüchnerlike mit kaltem Blick alte Dokumente und Arztberichte durchforsten, wo er seinerzeit behandelt wurde, wo überhaupt diese Infektion festgestellt wurde, woher er es hätte haben können. Dass er sich an seinen Präparaten, vornehmlich Fischen, infiziert hat, ist ebenso nur eine Theorie. Doch schon 1987 veröffentlichte ein Wolfgang Arnold ein Buch: Der frühe Tod des Georg Büchner: Krankheit oder Vergiftung.
„Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!“, schrie(b) der Determinist und Realist, der sich mit einer schier ungeheuren Kraft gegen seine Zeit stemmte: gegen den Unverstand, gegen den Glauben an den Fatalismus – dass alles, so wie es ist, gottgegeben sei.
So jemand kann der Obrigkeit nicht gefallen. So jemand ist der Staatsordnung ein Dorn im Auge. So jemand infiltriert alles mit dem Geist der Auflösung. So jemand gefährdet bestehende Ordnungen, in denen es vielen schlecht und wenigen gut geht. Es gibt Theorien, dass Napoleon vergiftet wurde: langsam, unmerklich, schleichend. Warum könnte nicht auch Büchner vergiftet worden sein? Beispielsweise als verdeckter Akt von der hessischen Geheimpolizei verübt? Man suchte ihn also in Zürich auf, im Ausland ist man fern von Zuhause, infiziert ihn unmerklich mit Typhus und ist so bald einen unbequemen Aufrührer los. Zugegeben, diese These hat etwas von Verschwörungstheorie.
Versuchen wir eine andere These: Hat seine Schwester in einem Akt der Angst Büchners verschollenes Drama Pietro Aretino – das „Ferkeldrama“ – verbrannt? Das wurde häufig kolportiert. Heutzutage ist die These allerdings fallen gelassen worden. Warum eigentlich? War dieses Drama, das vor dem Danton entstand, ein atheistischer Schweinegesang? „Aretino verkörpert den Typus eines unabhängigen, allein auf der Grundlage seiner geistigen Leistungen in einer höfischen Gesellschaft erfolgreichen sozialen Aufsteigers“, heißt es bei Wikipedia. Aretino verfasste lästerliche Spott- und Schmähschriften und wurde sogar Opfer eines Attentats. Aretinos Werke, u. a. die obszönen Sonette sonetti lusuriosi, wurden nach dessen Tod von Papst Paul IV. auf die Liste der verbotenen Bücher, den Index Librorum Prohibitorum, gestellt. Hat womöglich gar die katholische Kirche auch in den „Fall Büchner“ hineingewirkt? Wer hatte ein Interesse daran, dass die Thesen der Vergiftung und der absichtsvollen Vernichtung seines Werks ganz schnell wieder von der Bildfläche verschwanden? Gibt es Leute, die gegen ihn gearbeitet haben und bis heute gegen die Wahrheit im ganzen Umfang arbeiten? Hat ihn vielleicht gar sein Vater vergiftet, der mit dem Lebensweg seines Sohnes todunglücklich war?
Versuchen wir zuletzt noch die These, dass Büchner sich selbst mit Typhus infiziert hat, um den Gräueln der Welt zu entgehen, um der Welt keine Mutmaßung über einen Selbstmord an die Hand zu geben, was als Schwäche und als resignative Tat interpretiert hätte werden können. Ob er gar zur Selbstinfizierung gezwungen wurde?
„Denn wer arbeitet, ist ein subtiler Selbstmörder, und ein Selbstmörder ist ein Verbrecher, und ein Verbrecher ist ein Schuft, also, wer arbeitet, ist ein Schuft“ (Leonce und Lena).
Und hier endet der Essay, weil nichts beweisbar ist; alles bleibt demnach Spekulation.