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Ann Cotten: Der Raab sagt

Gedichte > Gedichte der Woche


Ann Cotten

Der Raab sagt:

Wenn du eine klare Antwort haben willst
musst du eine klare Frage stellen.

Aber vielleicht willst du auf die vage
Frage eine klare Antwort haben.
Dass bedeutet, dass du aufs Brutale stehst.
Du willst einen Bruder, der dich aufhebt.
Statt der Wahrnehmungen klebt dir eine Faust
die Stirn zusammen wie der Henkel eine Lade.
Aber auch der Wunsch nach einer vagen Antwort auf die klare Frage
ist Begehren, jemand gäbe einem was,
Vergrößernd deine Welt; und führte dich hinaus.

So groß die Welt auch ist, du musst ja doch hinaus,
nun wird der Weg recht lang: ein einziges nunc stans (was?)
Wenn du eine dicke Krake krallen willst,
musst du ihr eine schrille Reuse stellen.
Hingegen dieser Wunsch nach einer klaren Frage
klebt deine Stirn zusammen wie der Henkel eine Lade.
Aber vielleicht willst du nur auf dieses vage
Begehren eine klare Watsche haben.
So etwas bewegte den berühmten Faust
zu suchen, was ihn mit dem kleinen Finger aushebelte.
Ich verstehe, dass du auf das Totale bestehst.

Die Grundstruktur ist: alles aus Milet - Häh?
Du kannst nicht alles kennen, was dich aufhebt.
Weil der Versuch, darauf läuft es hinaus:
Du verarbeitest etwas, aber was
es war und was es ist – besser ab jetzt die Faust
des reinen Klangs, der Dauer, die wir zu erleiden haben.
Obwohl du keine klare Antwort wolltest,
ist es ok, weil man sie immer neu umstellen
kann. Nur am Ende eben muss die Waage
gerade stehn, damit ohne Problem die Lade
sich hineinschieben lässt wie eine Antwort auf die Frage.



In Ann Cotten: FAST DUMM - Essays von on the road. Nürnberg (starfruit publications) ab Herbst 2017.

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