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Tobias Roth: Kirchspiele - Curtatone, Santa Maria delle Grazie

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Alles übersät mit Körperteilen aus gelbem Wachs, gestapelt, angeklebt, mit Mühe in der Form gehalten den Exzess der Votivgaben. Stifterfiguren und Schmerz, die Kreisläufe versagen, die Körperteile faulen ab, lobet den Herrn im gelben Wachs. Zungen aus Zucker und Stahl, die beten ohne Unterlass, und jede dritte Sakkade fängt die Inschrift colpito a morte da nemica spada. Das Votiv des Körperteils, uralt wie der Blick in die Sternbilder, der keine Sterne sieht. Das Grabmahl Baldassarre Castigliones von Giulio Romano, die Formen pur wie Futurismus und altägyptische Weisheit. Goldene Leitersprossen, ein Kampf im Traum, die Liebe ohne Richtung. Der große Papst Pius Aeneas wacht über das stillgestellte Geschehen der Figuren. Unter einem der Joche, media in ecclesia, hängt ein einbalsamiertes Nilkrokodil, gestorben um 1500, wacht über die Welt da draußen, wie es zweideutige Botschafter tun, keiner versteht, wie es den Weg an den Mincio gefunden hat. Und die Pflanzen ziehen die sanften Spiralen der Erneuerung in flächiger, schöner Graphik über die Kalotten.


(Curtatone, Santa Maria delle Grazie)

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