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Sibylla Vričić Hausmann: Christine

Gedichte > Gedichte der Woche


Sibylla Vričić Hausmann

Christine

„Ich griff nach schönen, gewichtigen Büchern und sagte mir, ich würde das in der
Vergangenheit Versäumte schon noch nachholen.“ – Christine de Pizan




danke, Venice, dass du mich wiegtest, seinerzeit.
spieltest mit mir, luftige Vase, spieltest das Lied, du bist
Stämme, ein Bukett, ins Wasser gehauen, singende Pfähle.

ich zähme die Rede, die in schwingenden Zungen zerbrach
als mein Freund verpuffte. er war weiß und rot und blühte
zwischen den Stämmen, aber dann lag er still mit dem Staub und

ich, Christine, allein, seulete, ohne Gefährten oder Gebieter
erfüllt nur mit Atemwolken und anderen rauchigen Perlen.
meine Finger (um nur einige zu nennen) bleiben kalt.

sie hören nicht auf mit dem Federn. leben als Dame und Mann,
der Griff nach wichtigen Büchern tröstet in Gärten, in denen,
die sich verbergen, hinter Zähnen, weißen Wachhunden, zwischen

gebauschtem Stoff, meinem Zelt, aufgespannte Gesichtszüge,
Witwenschleier, two-horned thing auf Stirnsockeln,
vor die gesunde Sandalen ziehen, geschnürte Zehen.

im Buch den Daumen die Dame hat, bis der finale
Vorhang, zweigehörnt, fällt. ich glitt in die Welt, gondelgleich,
Kopf voraus. mein spätes Studium
                                                         hat mir nicht zum Schaden gereicht.



(Sibylla Vričić Hausmann: unveröffentlicht, 2015)

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