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Maria Wargin: Unbenannt

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Maria Wargin

Unbenannt

Was ist?
Was ist, frage ich?
Ich glaube. Ich glaube: Ja, was ist?
Der Glaube daran, was ist, ist das Wissen davon, was sein muss.

Ich glaube? Was ist?
Was ist das?
Was ist, ist am Werden und bewegt sich gelöst vom Vergangenen, und geht auch - von selbst.
Aber wohin?
Es ist nicht zu fangen, in Zelle und Haft eines Abschlusses ist es verloren.
Leer tasten die Hände im Traum,
schwer taucht der Fuß in den Sand,
lose verschwimmt das Gesehene von selbst in den Augen, die sich verschließen.
Lose ist er, lose kann der Abschluss nicht sein, wartet doch, um zu sich zu kommen, zum Punkt, - auf das Gewesene, um zu ihm zu kommen: um mit ihm, - zu werden.
Allein, es durstet und hungert, gelassen, zum Liegen gekommen; verkümmert in einer Lage.
Dürftige Nähe, die sagt: Bedarf, was nicht ist in den Schranken - des Lebens.

Es zieht:
Neu windet sich der Wegsame.
Wir kennen ihn nicht.
Und deswegen muss man sagen: wir kennen uns nicht.

Was aber ist, beharrt und fordert Annahme - was sein muss.
Nicht bloß ein Ja, mit den Schultern gezuckt: kann sein, oder nicht; egal.
Gegeben ist das Gegebene ein Problem.
Es verlangt: Antwort und Sprache;
es verlangt, weil es ist: Antwort und Sprache.
Es ist einzig die Forderung, die drängt und nicht zu verdrängen ist:
Auf die Dauer trinkt, dehnt Zug für Zug seine Linie hin - reichend in der Weitergabe den Takt:
in allen Sinnen mit allen Sinnen.
Mit Reflex oder Reflexion kommt die Antwort einschneidend und im Zug ohne Fahrer.
Ein Rad auf dem Weg ohne Tore.
Aus und wieder: eins.
Aber sie kommt, eine achtsame Rückkehr und Hinwendung:
Schau, von Angesicht zu Angesicht ist weich der gemeinsame Atem, weg vom Traum
des Augenscheins. In dem da schläft die Regung.
  Schultern zucken: schon, war da.
In dem da schon vergessen: auch das Gefühl ist eine Wunde: zu viel ist ein jedes schon; zu nah sind wir nur: da.
In ihm liegt die Krisis brach: wen ich erkannte, war ich da.

Wie kann’s aber sein:
Dass das Leben und das, was ist, irgendwo-wann endend
ist, sei es auch da, wo es nicht da und die Grenze - war?
Was beschränkt ein Begriff?
Was beschränkt mich, die Greifenden?
Was ist, ist ohne Schranken; es wächst nur: im und der Widerstand.
Der zögernde Abstand, der schreitet und schreit: Nähe, die nicht erreicht; in Sichtweite nur,
weil nie zu Ende der Anfang.
Eine Begegnung nach dem Anfang, sie ist schon immer und immer zu spät: Sie ist da.
Selbst ein Gesetz und Stille, sie fordert Gestalt und Ruhe der Wendung:
Um- und Übersetzung sie fließt.
Von Pol zu Pol sie steigt in allen Bögen aufgespannt zur Farbe,
sie blitzt und blitzt auf: Licht und selbst
trägt sie die Sicht in der Wärme fort, vor und währt in der Sage des Wortes:
die bewegende Mitte des Interesses.
Konzentrisch strahlt die Umgebung in der offenen, auch der Sicht,
Einstimmung auf das Vorgegebene:
Stille: Zeit.
Sie verlangt Gehen und Zukunft: weil sie nicht da ist, weil sie kommt.
Nur ihre Not und die Wüste: Wer da?

Sie kommt: aufgeschnitten die Haut nackter Möglichkeiten.
Vom Fall zum Zufall geht die Wunde punktgenauer Verschwendung:
Was sagt sich an Rändern?
Was war nicht da in dem Bogen der Zukunft, als sie fiel in den Boden und verging,
ohne Chöre zu ballen zum rollenden Echo?

Wen richtet, was sucht und zeigt Zeit, ihre Zeichnung, in der Orte erkalten und Zeichen nur
ein Gewand für die Wendung;
Orte? Bloß Zonen, die geräumt sind zu drückenden Türmen oder ausgetretenen
Feldern in Schlachten.

Was ertrug nicht die Trägheit?
Einstimmig beschwert ist die Leere der Klammer. Sie fordert Bildung,
nicht ein Gebäude zum Schlaf, aber die Bildung
in Sätzen und ihren Weiten und ihren einen
Schnitt nach dem anderen.

Es reicht; nur wer?
Mir und den Welten.
Mir¹ und welten.


¹ (Anleihe aus dem Russischen)
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