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Klaus Mann: Die Heimsuchung des europäischen Geistes

Gedichte > Zeitzünder

Klaus Mann

Die Heimsuchung des europäischen Geistes


1949

(Anfang)


Die europäischen Intellektuellen sind gequält und beunruhigt. Jedermann in Europa ist qequält und beunruhigt, aber die Intellektuellen sind es besonders. Das Freudsche >Unbehagen in der Kultur<, dieses un- oder halbbewußte Unlust- und Angstgefühl, das der modernen Zivilisation seit einigem inhärent ist, hat nun den Charakter einer akuten Krankheit, eines zersetzenden Leidens angenommen. Je reifer und verantwortlicher der individuelle Geist, desto schmerzlicher empfindet er die allgemeine Mißlage.
    Woran soll er glauben, der europäische Intellektuelle von heute? So vieles von dem, was er ererbt hat, ist fragwürdig oder hinfällig geworden; so viele Menschen, die ihm gültig schienen, haben jetzt einen hohlen, unüberzeugenden Klang.

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