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Jonas Gawinski: Drei Gedichte

Montags=Text
Jonas Gawinski

Drei Gedichte


erinnerst du dich an die hellen sonntage in den pyrenäen
wir wollten gletscherzungen streicheln bis sie geschmolzen wären
aber die vergangenheit hat viel von ihrer größe verloren
die gipfel wenigstens die mit ihren schneespitzen
wähnen sich in sicherheit wir bemalten die felswände
wie neandertaler und kein kunstbegriff einzig
die verlassenheit der tiere an den wänden blaue schafe
schwarze rinder zitternde ziegen dieser sommer
treibt uns aus den höhlen in denen wir leben müssen
sonst würden wir als deutsche dichter enden
nachts treiben wir die gämse durch die finsternis
die erde ist nass und warm wir orientieren uns
an den entferntesten sternen und erinnerst du dich
an die einsame route durch das herz der nacht



linkes paradies oder rechte hölle

aber die legende vom abholen gleitet mir
aus den händen
es handelt sich hierbei um zerstörte hände aber
weiße blätter die vom balkon fliegen
bedeuten nichts gutes
nur um diesen februar erträglicher zu machen
das sture grün bis zum anschlag bitte
weil uns allmählich die wiesen ausgehen
lachen wir in die schmierigen spiegel
ziehen grimassen und
fuchteln mit unseren armen
unermesslich scheint die fliehkraft der jahre
der wundersamen wundgeträumten
wahrgelogenen versenkung
zieht es uns zurück auf die straße
die niemals endet
wir wissen jede geburt
ist eine weggabelung



ins blaue massiv

aber was hast du denn auch erwartet dass alles
immer weiter will aber nichts zurückbleibt allein
im regen und was ist aus der verwegenheit
westlicher winde geworden oder wer
wartet am ende der straße auf ein jünger und
dünner werdendes rätsel mit einem
glühenden grauen luftballon
und tonnenweise himmel manchmal der siechende
nieselregen von woher auch immer
was habe ich denn auch erwartet
mit meinen zündhölzern mit meinen benzinkanistern
mit dem wind dem regen den gefälschten
nachmittagen im sommer wenn
gar nichts mehr geht
verwehen wir
lassen die luftballons steigen setzen
verarbeitete wälder in brand
neigen uns einem meer
das auf dauer unermesslich ist
wir wetzen die sonne
wir belohnen uns und wiegen uns
in unserer für nichtig erklärten
ohnmacht für nichts und immer
wieder nichts für dich und mich
ich sag mir was habt
ihr denn auch
erwartet
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