John Bradley: Im Hause Kafka
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John Bradley
In the House of Kafka
übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von
Cornelia Hülmbauer und Timo Brandt
In the House of Kafka
On the bureau, the photo of a young Kafka—
those hungry eyes, unforgivable ears.
Isn't he horribly erotic? she replies, titling
her head to one side, calculating the square
root of desire. I study that face in the photo
again—the feverish flesh, consuming stare.
But didn't you just call him Frankie?
She places a hand over her right eye,
then her left. He makes my toes lactate,
she explains. I glance at her shoes, checking
for leakage. Mr. Keep-My-Soil-in-the-Bank.
Mr. Let-Me-Sleep-Standing-in-the-Chimney.
You just called him Fritzi, I observe. When I die,
she says, stuff me with honeyed hummingbirds.
In the wound in my side, insert the tip
of Kafka's ink-stained tie. I nod and let the air
clear. But you called him Frida,
I remind her one last time.
On the bureau, the photo of a young Kafka—
those hungry eyes, unforgivable ears.
Isn't he horribly erotic? she replies, titling
her head to one side, calculating the square
root of desire. I study that face in the photo
again—the feverish flesh, consuming stare.
But didn't you just call him Frankie?
She places a hand over her right eye,
then her left. He makes my toes lactate,
she explains. I glance at her shoes, checking
for leakage. Mr. Keep-My-Soil-in-the-Bank.
Mr. Let-Me-Sleep-Standing-in-the-Chimney.
You just called him Fritzi, I observe. When I die,
she says, stuff me with honeyed hummingbirds.
In the wound in my side, insert the tip
of Kafka's ink-stained tie. I nod and let the air
clear. But you called him Frida,
I remind her one last time.
Im Hause
Kafka
Auf dem Sekretär, das Foto des jungen Kafka—
diese hungrigen Augen, unverzeihlichen Ohren.
Ist er nicht schrecklich erotisch? erwidert sie, ihren
Kopf zur Seite liniert, die Quadratwurzel
von Begehren berechnend. Ich mustere das Gesicht auf dem Foto
noch einmal —das fiebrige Fleisch, zehrender Blick.
Aber hast du ihn nicht gerade Frankie genannt?
Sie legt eine Hand über ihr rechtes Auge,
dann über ihr linkes. Seinetwegen geben meine Zehen Milch,
erklärt sie. Ich schaue auf ihre Schuhe und überprüfe sie
auf Lecks. Hr. Hab-Meinen-Grund-Auf-Der-Bank.
Hr. Lass-Mich-Stehend-Schlafen-Im-Kamin.
Du hast ihn gerade Fritzi genannt, stelle ich fest. Wenn ich sterbe,
sagt sie, stopf mich aus mit klebrigsüßen Kolibris.
In die Wunde in meiner Seite steck die Spitze von
Kafkas tintenklecksiger Krawatte. Ich nicke und lasse die Luft
im Klaren. Aber du hast ihn Frida genannt,
erinnere ich sie ein letztes Mal.
Auf dem Sekretär, das Foto des jungen Kafka—
diese hungrigen Augen, unverzeihlichen Ohren.
Ist er nicht schrecklich erotisch? erwidert sie, ihren
Kopf zur Seite liniert, die Quadratwurzel
von Begehren berechnend. Ich mustere das Gesicht auf dem Foto
noch einmal —das fiebrige Fleisch, zehrender Blick.
Aber hast du ihn nicht gerade Frankie genannt?
Sie legt eine Hand über ihr rechtes Auge,
dann über ihr linkes. Seinetwegen geben meine Zehen Milch,
erklärt sie. Ich schaue auf ihre Schuhe und überprüfe sie
auf Lecks. Hr. Hab-Meinen-Grund-Auf-Der-Bank.
Hr. Lass-Mich-Stehend-Schlafen-Im-Kamin.
Du hast ihn gerade Fritzi genannt, stelle ich fest. Wenn ich sterbe,
sagt sie, stopf mich aus mit klebrigsüßen Kolibris.
In die Wunde in meiner Seite steck die Spitze von
Kafkas tintenklecksiger Krawatte. Ich nicke und lasse die Luft
im Klaren. Aber du hast ihn Frida genannt,
erinnere ich sie ein letztes Mal.