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Georg Leß: zwei Gedichte zum Kaffee

Gedichte > Gedichte der Woche
Georg Leß
ZWEI GEDICHTE ZUM KAFFEE


gegen die Füße

wenn du stolperst, dann
halt etwas Spitzes oder Heißes (oder beides) in der Hand
immer zum Auge hin und mitten in und durch das
Landschaftsbild, die Hängung zittert, fürchte deine Mittel

halb knochenhart aufgestellt
schwanken wir, halb Scherben

wo ließe sich lernen aus laufenden Stürzen
wie Gegenstände halten und wie ich
wie nah vorm Gesicht, wie starr am Herzen
Richtung Mund gießen oder ein wenig daneben
derselbe Kaffee, zwei Sorten Geschick
der Dampf unentschieden

zwei Zungen in Linearschrift verbrannt
Unterlippe, Kinn, ein wenig Hals
die Füße dazu und darunter das Land

laufend zu stützen, halt deine Tasse
oder Selbsterhalt, zwei Arten Handstand
Zungen verbrannt, Oberlippe, Nase, Stirn und darunter

Landstrich ohne Aussichtspunkt, steigt allein
der Kenntnisstand, wenn`s auf die Fußsohlen schneit


gegen das Geständnis

Tilde im Unglück, sie wurde, bald ebenso ihr Gitter, der Krümmung verdächtig
durch heiße Umschlingung? im Schließer schwappt zahm, was Verschlossene aufsprengt
der Griff seines Arms ist die Hand, flaumiger
Totmannschalter, fragt beidseitig nach
nutzt zwischen Kinn und Brust ein namenloses Greiforgan, niemand bleibt unberührbar
    wünschen Sie eine Tasse Kaffee? dampfen zwei zwar, beide leider meine
    jede irgendwann

    werden Sie öffentlich meinen? verbindlich und notfalls mit Fratze?
es blieb ein Geschenk unter Brennen, aschfahl verpackt, Schlaf ist sich
ähnlich hilfreich; der Schließer hakt nach und fällt rein, dort muss aus tektonischen
Gründen ein Hohlraum sein

    hiermit werden Ihnen die Privilgien, Entschuldigung, die Priviligien, die
    Präveglien, nein, die Preggi-, die

es wurde spät, schäumt auf, dermaßen spät, und Tilde spricht, sie müsse gehn
sie geht; derweil
    die Pro-, die Prü-

In Georg Leß: die Hohlhandmusikalität. Gedichte. Berlin (kookbooks) 2019. 93 Seiten. 19,90 Euro.
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