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Berliner Malerpoeten

Theater / Kunst > Kunst



Florian Voß


Berliner Malerpoeten



Wenn man in eine Gruppenausstellung kommt, und die Radierungen von Günter Grass leuchten als Meisterwerke hervor, spricht das nicht für die anderen ausgestellten Werke.


Radierung von Günter Grass


In der, vor einigen Jahren auf Schick renovierten Marheineke-Markthalle in Kreuzberg, schloss unlängst die Retrospektive „Berliner Malerpoeten“ der 50er bis 70er Jahre, in der Druckgrafiken – das vorrangige Medium dieser losen Künstlergruppe – etwas lieblos gehängt und inszeniert zu sehen waren. Kuratiert wurde die Ausstellung von der seinerzeit ebenfalls beteiligten Dichterin Aldona Gustas.

Arbeit von Kurt Mühlenhaupt


Seine Arbeiten sind es auch, die von Grassens Grafiken abgesehen, hervorstechen. Kunst mit einem naiven Ansatz, der fast nie ins Süßliche oder Belanglose kippt. Wenn auch Ausdruckskraft und Thematik beschränkt bleiben – in erster Linie beschäftigt sich Mühlenhaupt mit den Menschen und Ansichten seines Viertels – sind die Arbeiten doch für unsere Zeit von Interesse.

Bemerkenswert auch die Radierungen von Christoph Meckel und Günter Bruno Fuchs (der mehr am Rande der Gruppe stand), die gut gearbeitet sind und voller merkwürdiger Bildideen stecken, wenn sie auch sehr ihrem damaligen Zeitgeist verhaftet bleiben.


Radierung von Christoph Meckel


So oder so sind die meisten der ausgestellten Arbeiten rein zeitgebunden und wirken dadurch etwas antiquiert, lassen dem Blick des Betrachters kaum eine andere Möglichkeit, als sie in einem sentimentalen, historischen Kontext zu sehen.

Selbst die Arbeiten Grassens sind, bei aller gut gelernten Technik, bei aller, durch seine Berühmtheit gewordenen Ikonographie zum Beispiel der Butt-Bilder, letztlich Gesellenstücke, keine für die Kunstgeschichte relevanten Werke.

Dass diese Künstlergruppe überdauert hat und nun in einer eigens geschaffenen Museums-Galerie präsentiert wird, hat zum Einen mit dem späteren Ruhm einiger ihrer Protagonisten, zum Anderen mit der Übersichtlichkeit der deutschen Nachkriegsbohème zu tun. Es gibt schlechterdings kaum andere Künstlergruppen der Nachkriegszeit, auf deren Tradition sich zeitgenössische Kreuzberger, wie auch Berliner Bohème beziehen kann.

Auch war und ist es seit dem Zeitenwechsel von 1968 unüblicher geworden, dass Schriftsteller ihre doch eher dilettantischen, bildnerischen Arbeiten in größerem Rahmen ausstellen oder abdrucken ließen und lassen. Selbst dieser Tage gibt es zahlreiche Dichter und Dichterinnen, die neben ihrer poetischen Arbeit sich immer wieder der Bildenden Kunst widmen, doch das Publikum bekommt diese Versuche nur selten zu Gesicht, obwohl dort einige Talente zu entdecken wären.

Solche, nach durchzechten Nächten schnell hingetuschten Skizzen stattdessen, wie sie von Robert Wolfgang Schnell auf der Empore der Markthalle ausgestellt werden, würden heute wohl in den Schubladen verbleiben.


Robert Wolfgang Schnell
sagt Prost!


Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die bildnerische Produktion der Berliner Malerpoeten. Allein der Nostalgie wegen.



Berliner Malerpoeten. Pulsierendes Leben - Pulsierender Tod. Ausstellung Günter Bruno Fuchs, Günter Grass, Aldona Gustas, Roger Loewig, Christoph Meckel, Artur Märchen, Kurt Mühlenhaupt, Karl Oppermann, Oskar Pastior, Robert Wolfgang Schnell, Wolfdietrich Schnurre, Friedrich Schröder-Sonnenstern, Joachim Uhlmann, Hans-Joachim Zeidler. Im Mühlenhaupt Museum, Empore der Marheineke Markthalle, 5. April bis 3. Mai 2014.

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