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Alexandru Bulucz: Vom Sonnenberg – Chemnitzer WG-Collage

Gedichte > Gedichte der Woche


Alexandru Bulucz




Vom Sonnenberg – Chemnitzer WG-Collage



Mühelos – wie die polnischen Maler & Streicher, diese Euphemisten der Schönheit,
am Abend bei Ostbier & slawischer Zote Hanne Wulff aus Zettel’s Traum zitieren,
um das Vergehen aufzuheitern: Hah: ne Vulv. In Altbauten, der Abwesenheit von Post
boten. Wozu Straßenschilder, Namen. Meide, aufzufallen, angesichts solcher symmetri
scher Leere, schier Luftstreiche, Zusammenhänge des Atems vom Vater in der Höhe
an Mauerwerkswänden, Holzbalkendecken, Kastenfenstern. Die Innenarchitektur & die
Raumhöhe zu betrachten, ist Privileg des Klerus, den Gläubigen gehört der Glaube
& die Gewissheit, dass Innenarchitektur & Raumhöhe vorhanden sind. Spachtelmasse
in Risse streichen, mit Spachteln ausgleichen, Gasruß über Küchenfenstern abschaben,
der Fassade neue Farbe auftragen. Den Gläubigen gehört der Glaube & die Gewissheit,
dass auch dahinter Schönheit liegt. Wenn ich das Alte Testament auf ein Leitmotiv hin lese,
so ist es das, dass eine unfruchtbare Frau & Mutter um ein Kind bittet, schreit. Sara,
Rebekka, Rahel, Hanna, die Mutter Samuels, & es gibt noch andere. Wenn du ins Neue
Testament schaust, so werden von Christus allerlei Wunder erzählt, aber eins wird nicht
berichtet, dass eine Frau kommt & sich wirft vor ihn oder sein Kleid zerrt & sagt:
Ich möchte einen Sohn! Das kommt nicht vor. Aber der Sonnenberg, der Berg des Apollo,
& der Bensberg, der Berg der Artemis, werden vom Lüderich, dem Berg der Latona,
überragt. Hah: ne Vulv. Die polnischen Maler & Streicher, diese neutestamentarischen
Schöpfungswidersacher, Heras Komplizen, haben die Falsche erwischt, haben Jane Doe
umgebracht, Jeanny vielleicht – abgetragen, fassadiert, neu zentralbeheizt.


(Alexandru Bulucz: unveröffentlicht, 2017)

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